Route & Facts:
Die Dauer der Tour ist mit fünf Wochen veranschlagt
und führt drei Wochen lang durch Norwegen, zwei Wochen durch Finnland
und einen Tag nach Schweden. Die Anreise über Oslo/Fornebu und Abreise
über Stockholm/Arlanda erfolgt per Flugzeug. Als
primäres Fortbewegungsmittel kommt das Fahrrad zum Einsatz. Einige
Teilstücke werden aber auch per Zug und Schiff zurückgelegt.
Der Reisetermin ist mit Juli festgelegt, da in diesem Monat das Wetter
am stabilsten und wärmsten ist. Da der Juli in Norwegen als Hauptreisezeit
gilt, kann sich die Quartiersuche mancherorts als schwierig erweisen. Die
Nächte werden zu etwa je fünfzig Prozent im Zelt und in Hütten
(teilweise auch Hotels) verbracht. Abgesehen von Reisegefährten die
mir unterwegs begegnen, nehme ich die Tour alleine in Angriff. Die Straßen
sind im Allgemeinen in ausgezeichnetem Zustand. Ein Mountainbike ist nicht
nur übertrieben, sondern hier wahrscheinlich auch Fehl am Platz. Ein
gewisses Maß an Grundkondition ist aber sicher erforderlich, da nicht
nur in Norwegen, sondern auch im vermeintlich flachen Finnland, zahlreiche
Anstiege bewältigt werden müssen. Bei der Auswahl der Reisebekleidung
sollte man keine Kompromisse eingehen. Ins Gepäck gehört alles,
angefangen von T-Shirts und kurzen Hosen, bis zum warmen Pulli und Jacke.
Speziell der Mangel an warmer Kleidung kann auf Fährfahrten den Aufenthalt
an Deck unerträglich machen. Die hohe Dichte an Campingplätzen
und Supermärkten, auch im dünn besiedelten Norden, macht eine
vorherige Routenplanung beinahe überflüssig. Je nach Wind und
Wetter sollte man jeweils nur einige Tage im Voraus planen. Speziell in
Norwegen ist das Preisniveau extrem hoch. In der Regel muß mit bis
zu fünfzig Prozent höheren Preisen als in Mitteleuropa gerechnet
werden. In Restaurants kann dieser Faktor noch höher liegen. Anders
als in Norwegen entsprechen die Preise in Finnland weitestgehend jenen
in Deutschland und österreich.
Fahrrad & Ausrüstung:
Als Fahrrad kommt ein handelsübliches Modell (MARIN Redwoods) zum Einsatz. Das Rad ist mit Alurahmen und STX/RC Komponenten ausgestattet. Als Sattel verwende ich einen auf den ersten Blick sehr hart wirkenden Rennradsattel aus Leder. Auf lange Sicht ist so ein Sattel aber wesentlich bequemer, als ein stark gepolstertes und breites Modell. Die Laufräder sind mit zwei Goliath Semislick von Continental bestückt. Neben dem hinteren Gepäckträger ist vorne ein Lowrider der Marke Blackburn montiert. Der Fahrradcomputer Cateye AT-100 kann nicht nur zur Geschwindigkeitsmessung eingesetzt werden, sondern verfügt auch über ein Thermometer und einen Höhenmesser. Die Fahrradbeleuchtung wird von zwei batteriebetriebenen Lampen übernommen. Trotz ununterbrochener Helligkeit ist wegen der zahlreichen Tunnels eine gute Beleuchtung empfehlenswert. Für den Wassertransport verwende ich zwei große Alutrinkflaschen mit je 750 ml Volumen. Sehr zu empfehlen sind auch SPD-Klickpedale. Dieses System garantiert einen guten Kontakt zum Pedal ohne beim Gehen hinderlich zu sein. Zum Verstauen der knapp dreißig Kilogramm Gepäck werden Packtaschen aus dem Hause Ortlieb eingesetzt. An Werkzeug habe ich nur das Nötigste mit. Neben drei Ersatzschläuchen finde ich mit einigen Schrauben- und Inbusschlüssel, einem Leatherman, sowie etwas Kettenöl das auslangen. All das bleibt jedoch unbenutzt, da während der gesamten Tour keine einzige Panne auftritt. Auf die Mitnahme von Ersatzspeichen habe ich bewußt verzichtet, da Speichenbrüche bei gut eingespeichten Laufrädern nur sehr selten vorkommen. Ein wichtiges Ausrüstungsteil ist sicher auch ein gutes Fahrradschloß. In dünn besiedelten Gegenden ist die Wahrscheinlichkeit eines Diebstahls eher gering. In größeren Städten sollte das Rad im eigenen Interesse aber immer abgesperrt werden.
Neben einem Radtrikot oder T-Shirt ist eine Radhose mit
gutem Einsatz auf jeden Fall zu empfehlen. Eine Radhose mit langen Beinen
erweist sich als überflüssig, da ich auch bei kalter und nasser
Witterung ohne Probleme mit der kurzen Radhose unterwegs bin. Die Radjacke
aus Goretex erweist sich als sehr praktisch, da sie auch bei trockenem
Wetter sehr angenehm zu tragen ist. Neben dem Zelt befinden sich noch ein
Schlafsack und eine Therm-A-Rest Matte im Gepäck. Ein kleines Pocket-Radio
und einige Bücher zählen zu den wenigen "Luxusgegenständen"
auf dieser Tour. In Norwegen sorgt die fünfteilige Cappelen Karte
im Maßstab 1:325.000, bzw. 1:400.000 für die nötige Orientierung.
In Finnland finde ich mit einer Straßenkarte im Maßstab 1:800.000
von Freytag & Berndt das Auslangen.
Alles auf einem Blick:
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Datum | Wichtige Orte |
Morgen - Mittag - Abend |
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Höhenmeter |
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29.06.1998 Mo | Wien, Oslo |
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0 km
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0 m
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0 km/h
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30.06.1998 Di | Oslo, Gjøvik |
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135 km
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1.411 m
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18,4 km/h
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01.07.1998 Mi | Gjøvik, Lillehammer |
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51 km
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528 m
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17,5 km/h
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02.07.1998 Do | Lillehammer, Trondheim, Malm |
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96 km
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1.257 m
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18,1 km/h
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03.07.1998 Fr | Malm, Namsos, Grong |
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145 km
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1.317 m
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19,1 km/h
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04.07.1998 Sa | Grong, Bodø, Moskenes, Å |
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15 km
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130 m
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18,5 km/h
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05.07.1998 So | Å, Reine, Leknes, Lyngvær |
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118 km
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1.331 m
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18,5 km/h
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06.07.1998 Mo | Lyngvær, Svolvær, Melbu, Sortland |
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101 km
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830 m
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20,6 km/h
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07.07.1998 Di | Sortland, Andenes |
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107 km
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550 m
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19,4 km/h
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08.07.1998 Mi | Andenes (Walsafari) |
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0 km
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0 m
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0 km/h
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09.07.1998 Do | Andenes, Gryllefjord, Finnsnes |
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89 km
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1.023 m
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19,4 km/h
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10.07.1998 Fr | Finnsnes, Tromsø, Hammerfest |
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9 km
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58 m
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16,5 km/h
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11.07.1998 Sa | Hammerfest |
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0 km
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0 m
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0 km/h
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12.07.1998 So | Hammerfest |
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0 km
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0 m
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0 km/h
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13.07.1998 Mo | Hammerfest, Kvalsund, Russenes |
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82 km
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930 m
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15,8 km/h
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14.07.1998 Di | Russenes, Kåfjord, Honningsvåg |
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83 km
|
944 m
|
14,6 km/h
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15.07.1998 Mi | Honnigsvåg, Nordkapp, Honnigsvåg |
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54 km
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1.314 m
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17,7 km/h
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16.07.1998 Do | Honnigsvåg, Russenes |
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84 km
|
915 m
|
18,9 km/h
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17.07.1998 Fr | Russenes, Lakselv, Skoganvarre |
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95 km
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751 m
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17,9 km/h
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18.07.1998 Sa | Skoganvarre, Karasjok |
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50 km
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497 m
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18,5 km/h
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19.07.1998 So | Karasjok, Karigasniemi, Inari |
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124 km
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962 m
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19,1 km/h
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20.07.1998 Mo | Inari, Ivalo, Vuotso |
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112 km
|
920 m
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18,6 km/h
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21.07.1998 Di | Vuotso, Sodankylä |
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92 km
|
278 m
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22,2 km/h
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22.07.1998 Mi | Sodankylä, Rovaniemi |
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141 km
|
680 m
|
25,2 km/h
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23.07.1998 Do | Rovaniemi, Tampere |
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11 km
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95 m
|
15,1 km/h
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24.07.1998 Fr | Tampere, Valkeakoski |
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71 km
|
500 m
|
18,6 km/h
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25.07.1998 Sa | Valkeakoski, Forssa, Tammela |
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98 km
|
580 m
|
19,6 km/h
|
26.07.1998 So | Tammela |
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0 km
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0 m
|
0 km/h
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27.07.1998 Mo | Tammela, Forssa, Turku |
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104 km
|
479 m
|
18,5 km/h
|
28.07.1998 Di | Turku, Helsinki, Turku |
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0 km
|
0 m
|
0 km/h
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29.07.1998 Mi | Turku |
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0 km
|
0 m
|
0 km/h
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30.07.1998 Do | Turku |
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22 km
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129 m
|
13,1 km/h
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31.07.1998 Fr | Stockholm, Arlanda |
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15 km
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147 m
|
14,3 km/h
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G e s a m t | - |
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2.104 km
|
18.556 m
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19,0 km/h
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Flughafen Wien/Schwechat. Am späten Vormittag geht es los. Hier in Wien ist es sonnig und heiß. Laut CNN-Wetterbericht soll in Oslo in den nächsten Tagen mit Regen zu rechnen sein. Mit etwas gedämpften Erwartungen verlasse ich also die heimischen Gefilde. Zwanzig Minuten verspätet hebt das Flugzeug dann in Richtung Oslo ab. Nach einem kurzen Zwischenstop in Göteborg erreichen wir nach zirka drei Stunden den Flughafen Oslo/Fornebu. Zu meiner positiven überraschung gibt sich das Wetter hier aber recht freundlich. Von Regen keine Spur. Häufig scheint sogar die Sonne vom bewölkten Himmel. Gleich nach der Ankunft werden meine Befürchtungen bestätigt - in dem ziemlich kleinen Flugzeug war kein Platz mehr für mein Fahrrad gewesen. Wie man mir mitteilt, sollte das Rad dann mit der nächsten Maschine, die irgendwann nach Mitternacht eintreffen würde, nachgeschickt werden. Also geht es zunächst einmal, vollgepackt mit dreißig Kilogramm Gepäck, zum Busterminal. Die Busanbindung ins Zentrum von Oslo funktioniert sehr gut und dauert zirka fünfzehn Minuten. Nach einigen erfolglosen Versuchen, ein freies Hotelzimmer zu finden, suche ich schließlich die Information am Hauptbahnhof auf. Dort werde ich dann auch rasch fündig. Einen knappen Kilometer vom Bahnhof entfernt, bekomme ich ein gemütliches und auch preiswertes Zimmer in einer Art Jugendherberge (Albertine Hostel) vermittelt. Obwohl die Distanz dorthin relativ kurz ist, nehme ich wegen des üppigen Gepäcks ein Taxi. Wer sich in Oslo den Luxus eines Taxis leistet, sollte aber über starke Nerven verfügen. So, wie die Taxis dort unterwegs sind (zumindest meines), fährt dann auch schon die Angst mit. Also wie der sich zwischen zwei fahrenden (!) Bussen durchzwängt. Irgendwie hat es dann aber auch was Gutes, daß das Rad erst mit etwas Verspätung nachkommt. So bleibt mehr Zeit, um sich Oslo in Ruhe ansehen zu können. Bei tollem Wetter breche ich am frühen Abend zu einem ausgiebigen Stadtrundgang auf. Nach etwa vier Kilometern Fußmarsch, oder einer knappen Stunde, erreicht man den Frogner-Park, bzw. Vigeland-Park. Dieser prächtige Park sollte auf keinem Oslo-Rundgang ausgelassen werden. Im Vigeland-Park, der ein Teil des Frogner-Parks ist, können zahllose Steinskulpturen bewundert werden. Einen Besuch wäre auch sicher die Skisprunganlage Holmenkollen wert gewesen; doch dafür reicht an diesem Tag die Zeit dann aber nicht mehr aus. Vorbei am Parlament und am Königsschloß geht es zurück. Obwohl Oslo relativ weit im Süden liegt, setzt die Dämmerung erst nach 22:30 Uhr ein.
Links: Blick über den Vigeland-Park (Teil des Frogner-Park) in Oslo Rechts: Steinskulpturen im Vigeland-Park
Oben: Königsschloß in Oslo
Heute gilt es zunächst einmal, das Fahrrad vom Flughafen
abzuholen. Mit dem Bus geht es also wieder in Richtung Flughafen Fornebu.
Ohne größere Probleme kann ich dort dann auch mein Fahrrad entgegen
nehmen. Erleichtert stelle ich bei der Entgegennahme des Rades fest, daß
es den Flug unbeschadet überstanden hat. Und das, obwohl es unverpackt
auf die Reise geschickt wurde. Da die Straßenverbindung vom Flughafen
ins Zentrum ziemlich kompliziert aussieht, wird für die Rückfahrt
dann auch wieder der Bus verwendet. Der Radtransport im Bus ist problemlos
und kostet auch keinen Aufpreis. Nun gilt es erstmals, das Fahrrad reisefertig
zu machen. Insgesamt sind zwei Taschen an den Lowridern (vorderer Gepäckträger),
drei Taschen am hinteren Gepäckträger und eine Lenkertasche zu
montieren. Dank des ausgeklügelten Verschlußmechanismus meiner
Ortlieb-Taschen ist dies aber mit wenigen Handgriffen erledigt und dauert
kaum mehr als eine Minute. Nachdem das Gepäck auf dem Rad verstaut
ist, kann es gegen 10:30 Uhr also endlich losgehen. Nach zirka zehn Meter,
respektive dem ersten Schlagloch, fliegt dann aber auch schon die vordere
Tasche in hohem Bogen vom Lowrider. Passiert ist nichts, ich gewinne aber
die Erkenntnis, daß ich in Zukunft auch immer kontrollieren werde,
ob die Taschen richtig am Gepäckträger eingehakt sind. Jeder,
der schon mal mit dreißig Kilogramm Gepäck Rad gefahren ist,
weiß wie wackelig die ersten Meter sind. In etwas unsicherer Fahrt
verlasse ich Oslo auf der N4 in Richtung Norden. Recht bald werde ich dann
auch um die Erfahrung reicher, daß man Radwege in Städten generell
meiden sollte. Meistens kommt man nicht dorthin, wo man eigentlich hin
will. Und sollte man doch einmal auf einem Radweg sein Ziel erreichen,
dann war man sicher doppelt so lange wie auf der Straße unterwegs.
Auch das Wetter an diesem Tag präsentiert sich besser, als von CNN
prognostiziert. Lediglich ein 5-minütiger Regenschauer trübt
den sonst teilweise sogar sonnigen Tag. Einige Kilometer außerhalb
von Oslo, gibt es dann auch die erste (und einzige) Elchsichtung. Das Streckenprofil
erweist sich als ziemlich anstrengend. Der Verlauf der Straßen ist
ein ewiges Auf und Ab. Kaum hat man einen Hügel oder Berg erklommen,
geht es auf der anderen Seite schon wieder bergab, um dann gleich wieder
bergauf zu gehen. Nach zirka 100 Kilometern erreiche ich dann mit dem Aussichtspunkt
Lygna auf 600 Meter Höhe den höchsten Punkt des heutigen Tages.
Als Entlohnung für den Anstieg erwartet mich dann aber eine herrliche
Abfahrt. Ohne nennenswerte Anstiege werden dann noch die letzten Kilometer
bis Gjøvik bewältigt. Gegen 19:30 Uhr erreiche ich den Campingplatz
von Gjøvik und miete dort eine Hütte direkt am See.
Oben: Elch in der Nähe von Oslo
Um 10:30 Uhr verlasse ich Gjøvik auf der N4 in
Richtung Lillehammer. Das Wetter zeigt sich heute eher von der bewölkten
Seite. Vom Regen bleibe ich aber vorerst verschont. Einige Stunden später
erreiche ich gegen 13:30 Uhr bei einsetzendem Regen Lillehammer. Da die
Landschaft in dieser Gegend nicht so sehr nach meinem Geschmack ist, beschließe
ich nach Konsultation der Straßenkarte, mit dem Zug ein Stück
nach Norden zu fahren. Beim Kauf der Fahrkarten erfahre ich, daß
für heute bereits alle Züge voll gebucht sind. Also mache ich
eine Reservierung für den nächsten Tag. Danach wird das sehr
gemütliche und auch recht preiswerte Hotel direkt neben dem Bahnhof
bezogen. Der Regen, mit dem ich in Lillehammer begrüßt wurde,
erwies sich nur als kurzer Schauer. Nach einer Stunde haben wir strahlenden
Sonnenschein und beinahe wolkenlosen Himmel. Da der Tag noch jung ist,
beschließe ich, das Olympiastadion von Lillehammer zu besuchen. Zu
Fuß dauert die Wanderung vom Stadtzentrum zur Olympiaanlage zirka
eine Stunde. Ich habe Glück, denn an diesem Tag wird gerade trainiert,
wodurch ich die Gelegenheit habe, einige Skispringer in Aktion zu bewundern.
Wer jetzt vielleicht glaubt, daß es dort oben so kalt war, daß
die noch Schnee hatten, der irrt. Selbstverständlich wurde auf einer
Mattenanlage gesprungen. Die Anlage ist für Besucher übrigens
fast uneingeschränkt zugänglich. Für ein paar Kronen darf
man auch den Sessellift benutzen und die Sprungschanze betreten. Das Stadtzentrum
von Lillehammer (Fußgängerzone) ist ebenfalls einen kurzen Abstecher
wert.
Oben: Skisprunganlage in Lillehammer & Skispringer
Der heutige Tag beginnt fürs erste mit einer Zugfahrt.
Bei strahlend blauen Himmel verlasse ich um 10:00 Uhr Lillehammer. Als
etwas mühsam stellt sich dann die Fortbewegung im Zugabteil heraus,
da ich sechs Gepäckstücke hinter mir herschleifen muß.
Mit zunehmender Fahrtdauer wird dann auch das Wetter immer schlechter.
Als wir gegen 14:30 Uhr den Hauptbahnhof von Trondheim erreichen, erwartet
uns leichter Nieselregen, der jedoch bald wieder aufhört. Mit dem
Schnellboot (nur für Fußgänger und Fahrräder) geht
es dann hinüber, auf eine nördliche Halbinsel, nach Vanvikan.
Auf verlassenen Straßen, teilweise sogar ohne Asphaltdecke, führt
die Strecke weiter in Richtung Malm. An sich will ich an diesem Tag ja
nicht mehr allzu weit fahren, zumal das ewige Auf und Ab der Straße
ziemlich kräftezehrend ist. Als der Campingplatz, der laut Karte eigentlich
da sein sollte, nicht zu finden ist, fahre ich aber weiter. Auch der nächste
Campingplatz in der Straßenkarte ist in der Realität nicht zu
finden. Es ist bereits nach 22:00 Uhr und die Temperatur ist merklich gefallen.
Also wird heute auf den Campingplatz verzichtet und wild gezeltet. Nach
einigen Kilometern finde ich dann auch kurz vor Malm einen schönen
und vor allem ebenen Platz neben einem See. Das Thermometer zeigt nur noch
6 °C an. Gut verpackt ist es aber auch trotz der ununterbrochenen Helligkeit
kein Problem einzuschlafen.
Oben: Wildes Zelten in der Nähe von Malm
Um 11:00 geht es nach dem Zeltabbau auf der N17 weiter
in Richtung Namsos. Das Wetter ist, abgesehen von einigen kurzen Regenschauern,
ziemlich gut. Noch geprägt vom gestrigen Phänomen der "Imaginären
Campingplätze" beschließe ich dann noch, keine Campingplätze
in kaum befahrenen Landstrichen mehr einzuplanen, da diese in der Realität
meist nicht vorhanden sind. Von Namsos führt die Strecke weiter bis
nach Grong, wo die E6 gekreuzt wird. Da der Campingplatz von Grong (Langenes
Camping) noch aus dem letzten Jahr in sehr guter Erinnerung ist, schlage
ich auch heuer das Nachtlager wieder hier auf. Auf diesem Campingplatz
wird mir dann das erste mal auch so richtig bewußt, daß gerade
die Fußball-WM im Gange ist. Es findet gerade das Spiel Dänemark
� Brasilien statt. Jedesmal wenn Dänemark ein Tor erzielt, schallen
die Jubelschreie der dänischen Gäste über den Campingplatz.
Dänemark hat übrigens 2:3 verloren. Die Gegend um Grong und Namsos
ist vor allem unter Lachsfischern sehr beliebt. Nicht selten sieht man
die Angler bis lange nach Mitternacht mit ihren überdimensionalen
Angelruten im Fluß stehen. Nach dem Studium der Straßenkarte
beschließe ich dann noch, das nächste Teilstück wieder
per Zug zurückzulegen. Also geht es per Fahrrad noch schnell zum drei
Kilometer entfernten Bahnhof von Grong. Erfreulicherweise ist der Schalter
auch um 22:00 Uhr noch besetzt, so daß der Kauf der Fahrkarte kein
Problem darstellt.
Oben: Beliebtes Souvenir: Elchwarnschilder
Da der Zug Grong erst zu Mittag verläßt, bleibt
noch ausreichend Zeit, um einzukaufen und das Zelt abzubauen. Pünktlich
um zwölf Uhr verlassen wir dann Grong in Richtung Norden. Nach zirka
sechs Stunden Fahrzeit, vorbei am Polarkreis, erreicht der Zug dann Bodø.
Das Wetter hier oben ist traumhaft schön. Sonne satt und blauer Himmel
soweit das Auge reicht. Von den Regenschauern der letzten Tage keine Spur.
Auch die Landschaft im Hohen Norden gefällt mir besser, als der Süden.
Ich bin daher recht zufrieden mit der Entscheidung, eine Zugetappe in die
Reise eingebaut zu haben. Es ist bereits etwas nach 19:00 Uhr. Die nächste
Fähre hinüber auf die Lofoten, nach Moskenes, legt um 21:00 Uhr
ab. Genug Zeit, um sich Bodø etwas näher anzusehen und einen
Happen zu essen. Auch auf dieser Fährfahrt drängt sich die Fußball-WM
wieder in den Vordergrund. Diesmal verliert Deutschland gegen Kroatien
0:3. Es ist sehr interessant die Reaktionen der zahlreichen deutschen Passagiere
zu beobachten. Die Bandbreite reicht von Entsetzen, Fassungslosigkeit und
Niedergeschlagenheit, über Resignation bis zu Belustigung. Da die
Fahrtzeit 3 ½ Stunden beträgt, haben wir das Glück, die
Lofoten genau zur Mitternachtssonne zu erreichen. Der Ausblick vom Schiff
auf die tief über dem Meer stehende Sonne und die endlose Bergkette
ist einfach überwältigend. Wegen der extremen Kälte des
Fahrtwindes wagen es jedoch nur wenige Passagiere, sich dieses Schauspiel
an Deck anzusehen. Die meisten Reisenden, in der Regel nur mit einem T-Shirt
bekleidet, sind meist nach dreißig Sekunden oder einen Foto, je nachdem
was kürzer ist, wieder unter Deck verschwunden. Jacke und Kopfbedeckung
sollten auf keinem Norwegenurlaub im Gepäck fehlen. Auch wenn die
normalen Temperaturen meist angenehm sind, der Fahrtwind auf den zahlreichen
Fährfahrten ist unbarmherzig kalt. Dreißig Minuten nach Mitternacht
läßt uns das Fährschiff dann in Moskenes von Bord. Mit
dem Fahrrad geht es noch zirka fünf Kilometer nach Süden, bis
nach Å. Å ist die südlichste Ortschaft der Lofoten und
verfügt über den wahrscheinlich idyllischsten Campingplatz Norwegens.
Mitten in den Felsen baue ich gegen 1:00 Uhr das Zelt auf einem kleinen
Plateau auf. Nach einem kurzen Mitternachtsimbiß geht es dann gegen
2:00 Uhr zum Schlafen ins Zelt. Das Thermometer zeigt nur 5 °C, da
die Sonne hinter den Berggipfeln verschwunden ist. Nach knapp zwei Stunden
knallt die Sonne dann aber schon wieder gnadenlos vom Himmel und heizt
das Zelt binnen weniger Minuten auf über 30 °C auf. Ich öffne
daher das Zelt und schlafe bei angenehmerer Temperatur weiter.
Links: Mitternachtssonne bei der Fährfahrt auf die Lofoten von Bodø nach Moskenes Rechts: Nachtstimmung auf den Lofoten - Blick Richtung Osten aufs offene Meer
Oben: Campingplatz in Å (Südspitze der Lofoten)
Da es gestern sehr spät wurde, wird heute natürlich
sehr lange geschlafen. Gegen Mittag ist dann das Zelt zusammengepackt und
es kann losgehen. Das heutige Etappenziel ist das etwa 120 Kilometer entfernte
Lyngvær. Das Wetter ist unverändert gut. Soweit das Auge reicht,
sind keine Wolken auszumachen. Einzig der Wind hat etwas an Intensität
zugenommen. Aber das ist normal, wenn man ringsherum vom offenen Meer umgeben
ist. Im Großen und Ganzen stellt der Wind aber kein Problem dar,
da er von den Bergen relativ gut abgeschirmt wird. Die Landschaft der Lofoten
ist in der Tat derart überwältigend, daß ich zu Beginn
alle paar Minuten stehen bleibe, um den Ausblick zu genießen und
Fotos zu machen. Anders als man vielleicht annehmen möchte, sind die
Straßen auf den Lofoten auch überhaupt nicht steil. In der Regel
hat man auf der einen Seite die steil aufragenden Berggipfel, auf der anderen
Seite das Meer und dazwischen verläuft die Straße. Auch das
Verkehrsaufkommen auf der E10 ist sehr gering und kaum störend. Mit
der Zeit gelingt es mir dann aber doch, etwas flüssiger zu fahren
und nicht mehr alle paar Kilometer anzuhalten. Gegen 20:00 Uhr erreiche
ich den Campingplatz in Lyngvær, wo das Zelt aufgebaut wird.
Links: überall auf den Lofoten anzutreffen sind die zahlreich vorhandenen Möwen Rechts: Mit etwas Geduld gelingen Nahaufnahmen auch ohne Teleobjektiv
Links: Ganz im Süden der Lofoten findet man das Fischerdorf Reine Rechts: Die für die Bergwelt der Lofoten typischen bizarren Gipfel
Links: Zum Wandern eher ungeeigneter Berggipfel Rechts: Speziell für Radfahrer bieten die Lofoten viele interessante Routen
Bei anhaltend prächtigem Wetter und nach wie vor
phantastischer Landschaft geht es um 11:00 Uhr weiter in Richtung Norden.
Irgendwann verläßt man dann die Lofoten und kommt auf die Inselgruppe
der Vesterålen. Der übergang ist jedoch fließend. Die
Landschaft verändert sich kaum und ist nach wie vor von den steil
aufragenden Felsgipfeln geprägt. Auf der Fähre hinüber nach
Melbu komme ich mit zwei Motorradfahrern ins Gespräch und erfahre,
daß die Hurtigrute (Schiffsverbindung von Bergen nach Kirkenes) auch
mit dem Motorrad benutzt werden kann. Ich schließe daraus, daß
ich mit dem Fahrrad erst recht mit kann. Bisher dachte ich immer, daß
die Hurtigrute nur für den Personenverkehr bestimmt sei. Jedenfalls
will ich jetzt auch ein Stück mit einem dieser Schiffe fahren. Ich
lege den Gedanken vorerst einmal im Hinterkopf ab, um bei Gelegenheit meine
Route entsprechend anzupassen. Das letzte Stück von Melbu nach Sortland
macht Dank des auflebenden Rückenwinds riesig Spaß und ist sehr
schnell zurückgelegt. Gegen 19:00 Uhr miete ich auf dem Campingplatz
von Sortland eine Hütte. Da ich vorhabe, an einem der nächsten
Tage an der Walsafari in Andenes teilzunehmen, reserviere ich dann vorsichtshalber
auch gleich mal telefonisch vor. Wie sich nachträglich herausstellen
soll, eine sehr weise Entscheidung. Auch dieser Tag war, wie schon die
Tage zuvor, wieder von strahlendem Sonnenschein geprägt. Da und dort,
wo ich vergessen hatte ausreichend Sonnencreme aufzutragen, machen sich
daher auch schon diverse Sonnenbrände bemerkbar.
Links: Häufig werden Meerengen durch mächtige Brückenkonstruktionen überwunden Rechts: Hütte auf dem Campingplatz von Sortland
Oben: Beinahe karibischer Strand in der Nähe von Sortland
Gegen 11:45 Uhr nehme ich die letzte Etappe auf der Inselgruppe
Lofoten / Vesterålen / Andøya in Angriff. Das Wetter ist unverändert
gut. Zunächst geht es recht flott voran. Etwa 40 Kilometer vor Andenes
beginnt der Wind dann jedoch heftig aufzufrischen. Unnötig zu sagen,
daß es Gegenwind ist. Ziemlich mühsam gestalten sich daher die
letzten Kilometer bis nach Andenes. Im Hinblick auf den Wind, der in den
nächsten Tagen noch kommen wird, nimmt sich dieser Gegenwind allerdings
dann doch recht harmlos aus. Einige Kilometer vor Andenes fällt dann
heftiger Nebel ein. Man fährt direkt von strahlendem Sonnenschein
in eine dichte Nebelsuppe. Der Nebel erschwert die Orientierung in Andenes
ungemein. Es gelingt mir schließlich aber doch sehr rasch die Information,
die zugleich auch das Walcenter ist, ausfindig zu machen. Nach kurzer Suche
mache ich dann mit der Unterkunft einen echten Glücksgriff. Eigentlich
will ich ja ein Zimmer in der Jugendherberge haben. Da diese aber voll
belegt ist, bekomme ich statt dessen eine Apartmenthütte zum selben
Preis. Diese Hütte hat zwei Schlafzimmer, ein riesiges Wohnzimmer
mit TV, ein eigenes Bad, WC und eine voll ausgestattete Küche. Da
diese Hütte normalerweise 960 NOK pro Tag kosten würde, muß
ich sie allerdings mit jemanden zweiten teilen. Wegen der zwei Schlafzimmer
stellt das aber nicht wirklich ein Problem dar. Am ersten Tag habe ich
ein Ehepaar aus Norwegen "zu Gast". Nachdem ich mich eine gute halbe Stunde
mit denen auf englisch unterhalte, erfahre ich, daß er eigentlich
schon seit 25 Jahren Deutsch unterrichtet. Wir einigen uns dann auf Deutsch
als Sprache. Bei dieser Gelegenheit fällt mir einmal mehr auf, daß
die meisten Norweger eigentlich recht gut Deutsch beherrschen, es aber
unter allen Umständen vermeiden wollen, diese Sprache sprechen zu
müssen. Nach dem Kochen des Abendessens geht es dann gegen Mitternacht
ins Bett.
Links: Lachszucht in der Nähe von Andenes Rechts: Plötzlicher Nebel kurz vor Andenes
Da heute nur die Walsafari auf dem Programm steht wird
erst einmal bis nach Mittag durchgeschlafen. Man hat ja schließlich
Urlaub. Ein kurzer Blick aus dem Fenster bestätigt meine Vermutung:
Nebel. Also wird zunächst das Frühstück zubereitet. Gleich
im Anschluß folgt dann das Mittagessen. Irgendwie muß man ja
schließlich die verschlafene Zeit wieder aufholen. Der Termin für
die Walsafari ist mit 15:00 Uhr festgesetzt. Wegen des anhaltenden Nebels
verschiebt sich dann aber alles um zwei Stunden nach hinten. Etwas nach
17:00 Uhr startet die Führung durch das Walmuseum mit einer abschließenden
Diavorführung. Die Führungen finden auf Deutsch, Englisch oder
Norwegisch statt und werden von erfahrenen Biologen durchgeführt,
die später dann auch auf dem Schiff mit sind und für Fragen immer
ein offenes Ohr haben. Bevor die Walsafari startet, bekommt jeder Teilnehmer
noch eine Tablette gegen Seekrankheit. Ich weiß zwar nicht, ob die
Dinger etwas bewirken, aber schon aus rein psychologischen Aspekten sollte
man diese Pille nehmen. Um 19:00 Uhr stechen wir dann auf der M/S Reine
in See. Der Nebel hat sich in der Zwischenzeit auch aufgelöst. Die
Sicht auf das offene Meer ist also recht gut. Nach knapp zehn Kilometern
fällt die Küste vor Norwegen sehr steil auf etwa 2000 Meter Tiefe
ab. In diesen tiefen Gewässern treffen wir dann auch schon nach einigen
Minuten den ersten Wal an. Zuerst noch sehr weit entfernt. Die nächsten
Walsichtungen sind aber kaum mehr als 30 Meter vom Schiff entfernt. "Moby
Dick" (diesen Namen erhielt er von den Biologen vor Ort), der größte
Pottwal an diesem Tag, ist zirka 20 Meter lang. In der nahrungsreichen
Gegend um Andenes halten sich übrigens ausnahmslos männliche
Pottwale auf. Die weiblichen Tiere und die Jungwale bevorzugen eher die
warmen Gewässer im Süden. Nach über zwei Stunden auf See
und insgesamt neun Walsichtungen kehren wir wieder in den Hafen von Andenes
zurück. In den Gesichtern der anderen Teilnehmer spiegelt sich deren
Begeisterung wider. Um 23:00 Uhr erreicht die M/S Reine den Hafen von Andenes.
Die 575 NOK für die Walsafari sind sicher eine lohnende Ausgabe. Jeder,
der schon mal auf den Lofoten ist, sollte unbedingt auch den kleinen Umweg
nach Andenes in Kauf nehmen, um sich dieses Schauspiel anzusehen. Nur vorher
reservieren sollte man auf jeden Fall, denn Wartezeiten von bis zu zwei
Tagen, abhängig vom Wetter, sind keine Seltenheit. Zurück in
der Hütte wird noch schnell eine Kleinigkeit gekocht und gegen 1:00
Uhr geht es dann ins Bett.
Links: Schwanzflosse von "Moby Dick" bei der Walsafari in Andenes Rechts: Und nochmals der zwanzig Meter lange "Moby Dick" etwas näher
Heute ist bereits um 9:00 Uhr Tagwache. Zu meiner überraschung
hat sich auch der Nebel verzogen und es scheint die Sonne. Die Zeit bis
zur Fährabfahrt nach Senja um 12:30 Uhr nütze ich mit Einkaufen
und Postkarten schreiben. Kurz vor Mittag fällt dann aber wieder dichter
Nebel ein. Andenes ist scheinbar ein wahres Nebelloch. Da ich aber in einer
knappen halben Stunde diese Stadt ohnehin verlassen werde, stört mich
diese Tatsache wenig. Die Fährfahrt von Andenes nach Senja (Gryllefjord)
dauert knapp zwei Stunden. Auf halber Strecke hört dann auch der Nebel
auf. In Gryllefjord erwartet mich daher wieder strahlend blauer Himmel.
Auch Senja verfügt über eine sehr beeindruckende und bizarre
Landschaft. Je weiter die Straße ins Landesinnere führt, desto
heißer wird es. über zahlreiche kleine Berge gelangt man schließlich
bis nach Finnsnes. Dort versuche ich zunächst vergeblich einen Campingplatz
ausfindig zu machen. Auch das einzige Hotel der Stadt ist restlos ausgebucht.
Da die Information bereits um 16:00 Uhr geschlossen hatte, erfahre ich
nach Rückfrage bei einigen Einheimischen, daß es zirka sieben
Kilometer außerhalb der Stadt einen Campingplatz gibt. Dort miete
ich dann eine Hütte.
Finnsnes ist eine Haltestelle der Hurtigrute. Einmal pro
Tag, nämlich um 12:00 Uhr, macht ein Schiff der Hurtigrute hier Halt.
Mein Plan ist, mit dem Schiff bis nach Hammerfest zu fahren. Gegen 10:30
Uhr mache ich mich also auf, um vom Campingplatz wieder zurück nach
Finnsnes zu fahren. Bedauerlicherweise muß ich diese Strecke in leichtem
Regen zurücklegen. Um 11:15 Uhr trifft das Schiff im Hafen von Finnsnes
ein. Ohne Probleme besorge ich mir das Ticket an Bord. Das Fahrrad fährt
gratis mit und wird über den Autolift an Bord gebracht. Alle Fahrzeuge
bis zur Größe eines PKW können mit der Hurtigrute problemlos
befördert werden. Die Mitnahme von Wohnmobilen ist nicht möglich.
Auf dem Schiff "Midnatsol" verlassen wir Finnsnes in Richtung Norden. Der
nächste Stop ist um 15:00 Uhr in Tromsø. Da das Schiff hier
bis 18:30 Uhr vor Anker liegt, bleibt ausreichend Zeit für einen Landgang.
Das Wetter in Tromsø ist ziemlich kühl und bewölkt. Tromsø
selbst verfügt eigentlich nur über eine einzige wirkliche Sehenswürdigkeit,
nämlich die Eismeer-Kathedrale. Diese moderne Kirche rühmt sich
des größten Glaskirchenfensters Europas. Ansonsten ist das Gebäude,
abgesehen von der außergewöhnlichen Form, eher schlicht. Da
Tromsø die einzige größere Stadt in weitem Umkreis ist,
hat man hier auch eine große Auswahl an Geschäften und Restaurants.
Gegen 19:00 Uhr geht die Fahrt weiter in Richtung Hammerfest. Geplante
Ankunft in Hammerfest ist 6:00 Uhr morgens. Da ich es nicht für nötig
hielt, mir eine Kabine für diese kurze Fahrt zu nehmen, versuche ich,
die Nacht so gut wie möglich auf dem Aussichtsdeck zu verbringen.
Links: Kirchenfenster der Eismeerkathedrale in Tromsø Rechts: Außenansicht der Eismeerkathedrale
Mit etwas Verspätung erreicht die "Midnatsol" um
6:45 Uhr Hammerfest. Das Problem, das sich nun ergibt: "Was mache ich um
sieben Uhr früh mitten in Hammerfest, noch dazu an einem Samstag?"
Die Straßen sind jedenfalls menschenleer. Der einzige Campingplatz
hat noch geschlossen. Zelt will ich keines aufbauen. Und die Hotels sind
alle voll belegt. In einem Hotel bekomme ich aber die Zusage, daß
um 11:00 Uhr ein Zimmer frei wird. Die Zeit bis dahin wird mit einer kleinen
Wanderung und Einkaufen überbrückt. Kurz vor Mittag kann ich
dann tatsächlich in besagtes Hotelzimmer einziehen. Und da ich ja
auf Urlaub bin und Streß so ungesund ist, buche ich das Zimmer dann
auch gleich für zwei Tage. Noch vor allen anderen Sachen hole ich
zuerst den fehlenden Schlaf des letzten Tages nach. Am späten Nachmittag
gönne ich mir dann ein Abendessen in einem nahen Restaurant mit tollem
Blick über Hammerfest. Allerdings Stelle ich fest, daß die Eßkultur
mit steigendem Breitengrad deutlich abnimmt. Mittlerweile wird das gar
nicht mal so billige Essen auf Plastiktellern serviert. In der Stadt findet
gerade eine Art Volkslauf statt. Es ist jedenfalls ziemlich was los. Aber
auch Hammerfest gibt in puncto Sehenswürdigkeiten nicht sehr viel
her. Dafür ist die Landschaft ringsum ganz toll. Obwohl ich eigentlich
kein Fußballfan bin, kann ich es mir nicht verkneifen, das Semi-Finale
der WM im TV anzusehen.
Oben: Blick hinunter auf Hammerfest
Auch heute ist wieder Schlafen bis Mittag angesagt. Da
für diesen Tag noch nichts Besonderes geplant ist und der Himmel sich
in makellosem Blau zeigt, beschließe ich, einen Wandertag einzulegen.
Das Umland rund um Hammerfest eignet sich ganz vorzüglich für
solche Unternehmungen. über endlose Fjells kann man stundenlang, bis
an die Nordküste wandern. Und die Aussicht hinunter auf Hammerfest
ist sowieso grandios. Gegen 19:00 Uhr bin ich wieder zurück im Hotel.
Heute läuft das Finale der Fußball-WM im Fernsehen. Frankreich
gewinnt gegen Brasilien 3:0. Nach dem Match, gehe ich nochmals raus, ein
bißchen Mitternachtssonne schauen. Zu meiner überraschung bin
ich da nicht der Einzige. Auf dem Berg direkt über Hammerfest tummeln
sich gut fünfzig Touristen, die die Mitternachtssonne genießen.
Hammerfest ist wahrscheinlich einer der wenigen Orte, wo man nicht für
verrückt gehalten wird, wenn man um Mitternacht mit dunklen Sonnenbrillen
durch die Gegend läuft. Auf dem Rückweg zum Hotel stelle ich
mit Unbehagen fest, daß der Wind in der Zwischenzeit stark aufgefrischt
hat. In der Hoffnung, daß sich der Wind bis zum nächsten Morgen
legen wird, gehe ich um 1:00 Uhr zu Bett.
Links: Für Wanderungen wie geschaffen ist das Hochland rund um Hammerfest Rechts: Mitternachtssonne in Hammerfest
Um 10:00 Uhr breche ich bei tollem Wetter auf. Leider
bestätigen sich aber die Befürchtungen des Vortages. Der Wind
hat nicht nachgelassen. Ganz im Gegenteil, gefühlsmäßig
hat er an Intensität sogar noch etwas zugelegt. Bei brutalem Gegenwind
von geschätzten 10 m/s kämpfe ich mich langsam vorwärts.
Die Geraden werden dabei im dritten Gang gefahren. Diese übersetzung
verwende ich sonst nur bei steilen Anstiegen. Selbst für eine durchschnittliche
Geschwindigkeit von knapp über 10 km/h ist es notwendig, mit vollem
Krafteinsatz zu radeln. Einige andere Radfahrer, denen ich unterwegs begegne,
sind bereits derart entnervt, daß sie das Rad kurzerhand einfach
schieben. Nach brutalen 80 Kilometern erreiche ich dann irgendwann aber
doch Russenes. Nach den Strapazen des Tages gönne ich mir ein schönes
und preiswertes Motel. Nach einer Dusche und einem Abendessen, diesmal
sogar auf echten Tellern, sieht alles gleich wieder ganz anders aus. Einzig
der Wind hat nicht nachgelassen. Sollte der Wind aber die Richtung beibehalten,
dann würde das für morgen sogar leichten Rückenwind bedeuten.
Nach dem Frühstück geht es bereits um 10:00
Uhr auf der E69 weiter in Richtung Nordkapp. Zu meiner überraschung
sieht es auf den ersten paar Kilometern auch tatsächlich nach Rückenwind
aus. Doch bereits nach wenigen Kilometern macht die Straße eine Kurve
und der Wind kommt wieder voll von vorne, und zwar mit unverminderter Stärke.
An sich bin ich ja kein Tunnelfreund. Angesichts dieses brutalen Gegenwindes
sind Tunnel aber der einzige Zufluchtsort, um dem Wind zumindest zeitweilig
zu entkommen. So sind die beiden Röhren entlang der E69, einmal mit
400 Meter, einmal mit drei Kilometer, eine willkommene Abwechslung. Abgesehen
vom Wind ist das Wetter aber auch an diesem Tag wieder prachtvoll. Das
Verkehrsaufkommen auf der E69 ist überraschend gering. Besonders deutlich
wird einem dies, wenn man einen Tunnel durchfährt. In einem drei Kilometer
langen Tunnel, werde ich bloß von einem einzige PKW überholt.
Meine Maßnahmen bezüglich Fahrradbeleuchtung erscheinen mir
angesichts dieser geringen Verkehrsdichte übertrieben. In der Tat
sind die meisten anderen Radfahrer gänzlich ohne Beleuchtung, nur
mit Rückstrahlern ausgestattet, unterwegs. Dem orkanartigen Gegenwind
trotzend erreiche ich am frühen Abend die Fähre hinüber
nach Honningsvåg. Nach einer knapp einstündigen überfahrt
legt die Fähre im Hafen von Honningsvåg an. Zur Zeit wird mit
Hochdruck an einem Tunnelprojekt namens "Fatima" gearbeitet. Dieser Tunnel
soll ab 1999 die Fährfahrt hinüber nach Magerøya ersetzen.
Mit Begeisterung stelle ich fest, daß auf Magerøya der Wind
dank der schützenden Berge fast gänzlich aufgehört hat.
Die letzten paar Kilometer bis zum Campingplatz (NAF-Nordkapp-Camping)
fahren sich daher fast wie von selbst. Da Streß, wie bereits erwähnt,
sehr ungesund ist, werde ich auch auf diesem Campingplatz das Zelt für
zwei Tage aufstellen. Im Gespräch mit einem Radfahrer aus Holland,
der jetzt aber schon seit drei Jahren in Nordschweden lebt, erfahre ich,
daß der Eintritt zum Nordkapp für Radfahrer gratis ist. Außerdem
darf man mit dem Fahrrad auch direkt bis zum Globus vorfahren, während
alle anderen mit dem Parkplatz Vorlieb nehmen müssen.
Links: In großer Zahl findet man Rentiere auf der Insel Magerøya Rechts: Ein optimales "Basislager" für die Nordkappetappe ist der Campingplatz bei Honningsvåg
Heute ist Nordkapp-Tag. Da ich nicht mit dem ganzen Gepäck
rauf fahren möchte, montiere ich nur die beiden hinteren Taschen am
Rad. Der Rest bleibt zurück im Zelt. Gegen 10:00 Uhr breche ich bei
super Wetter auf. Bis zum Nordkapp sind es noch genau 27 Kilometer. Der
Holländer von gestern hat nach eigenen Angaben 2 ½ Stunden
dafür benötigt. Da ich aber berg-geeicht und hochmotiviert bin,
und auch der Wind heute sehr gnädig zu mir ist, schaffe ich die Strecke
in weniger als 1 ½ Stunden. Insgesamt sind auf dem letzten Stück
bis zum Nordkapp noch 800 Höhenmeter zurückzulegen. Zuerst geht
es gleich einmal auf 300 Meter hinauf. Nach einigen Kilometern führt
die Straße dann wieder hinunter auf Meeresniveau. Danach geht es
wieder rauf auf über 300 Meter. Nach einigem Auf und Ab erreicht man
schließlich aber das Nordkapp auf einer Höhe von 307 Meter.
Der erste Eindruck ist sicher der eisig kalte Wind, der einem hier oben
um die Ohren bläst. Zuerst geht�s gleich einmal mit dem Rad hinunter
zum Nordkapp-Plateau, wo der Globus steht. Man will ja schließlich
auch Fotos machen. Wegen des kalten Windes, laut Wetterstation nur 12 °C
warm und 15 m/s schnell, ist auf dem Plateau aber recht wenig los. Die
meisten Leute halten sich im Nordkapp-Gebäude auf. Nach einer kurzen
Fotosession mache ich mich dann auch daran, das Innere des Nordkapps zu
erkunden. Am Eingang sehe ich mich nochmals kurz um, ob denn da auch wirklich
kein Eintritt zu bezahlen ist, aber das Nordkapp ist für Radfahrer
tatsächlich kostenlos. Es dauert dann etwa zwei bis drei Stunden,
bis man alles gesehen hat. Häufig stößt man dabei auch
auf ganz interessante Schaukästen mit historischem Hintergrund. Die
15-minütige Multimediavorführung (Super Videograph) ist auf jeden
Fall einen Pflichtbesuch Wert. Ich habe mir die Vorführung gleich
zweimal angesehen. Das Geld, das ich beim Eintrittspreis gespart habe,
immerhin 175 NOK, wird dann aber im Souvenirladen in Postkarten und einen
Plüschelch umgesetzt. Bei Heißer Schokolade und Kuchen gilt
es nun unzählige Postkarten zu schreiben. Gegen 16:00 Uhr gehe ich
nochmals raus auf das Plateau. Im Meer, 307 Meter unter uns, fährt
gerade ein Passagierschiff vorbei. In der Zwischenzeit parken bereits auch
andere Radfahrer vor dem Nordkapp. Mit einem Schweizer und einem Paar aus
den USA habe ich dann auch noch kurz gesprochen. Die beiden aus den USA
fahren doch tatsächlich vom Nordkapp bis nach Marokko. Und am Gepäckträger
haben sie neben dem üblichen Zeug noch massenhaft Rentiergeweihe verstaut.
Nach etwa fünf Stunden, sehr viel länger kann man sich am Nordkapp
beim besten Willen nicht beschäftigen, breche ich auf, um zurück
zum Campingplatz zu fahren. Auch auf dem Rückweg habe ich ziemliches
Windglück. Relativ rasch sind die 27 Kilometer und jetzt nur noch
500 Höhenmeter bewältigt. Von nun an geht es direkt nach Süden.
Links: Das Nordkapp - der nördlichste Punkt der Radtour Rechts: Bei Windstärken von 15 m/s halten sich nur wenige Leute im Freien auf
Links: Blick hinunter vom 307 Meter hohen Nordkappfelsen Rechts: Eingang zum Nordkapp
Bei anhaltend schönem Wetter breche ich um 9:45 Uhr
vom Campingplatz in Richtung Honningsvåg auf. Bis zur Abfahrt der
Fähre um 11:15 Uhr bleibt noch ausreichend Zeit, um den zur Neige
gehenden Lebensmittelvorrat aufzufüllen. Knapp nach Mittag setzt uns
die Fähre dann in Kåfjord ab. Da man als Fahrrad meist als einer
der ersten das Schiff verläßt, warte ich zunächst einmal,
bis die restlichen Fahrzeuge das Schiff verlassen haben und an mir vorbei
sind. Ohne Verkehr geht es dann auf der bereits bekannten Strecke zurück
nach Russenes. Auch der Wind ist heute sehr viel angenehmer als bei der
Hinfahrt. In gemütlichem Tempo nähere ich mich dem heutigen Etappenziel.
Durch den bereits bekannten drei Kilometer langen Tunnel führt der
Weg zurück. Doch plötzlich taucht am Ende des Tunnels eine riesige
Rentierherde auf. Wegen der hohen Außentemperatur haben sich die
Tiere in den kühlen Tunnel zurückgezogen. Mit dem Fahrrad ist
das Durchkommen durch die Herde sehr leicht. Man fährt einfach mitten
hinein; die Tiere weichen dann von selbst zur Seite. Einzig die Autofahrer
haben da so ihre Probleme. Zuerst stehen die meisten Autofahrer einige
Minuten einfach nur da und warten. Dann probieren sie es mit einem vorsichtigen
Hupen. Als das alles nichts bringt, kommen sie schließlich zu der
Erkenntnis, daß nur langes, lautes Hupen hier zum Erfolg führt.
Gemächlichen Schrittes traben die Rentiere dann aus dem Tunnel, um
eine Minute später gleich wieder hinein zu gehen. Gegen 18:00 Uhr
erreiche ich den Campingplatz in Russenes, wo das Zelt aufgebaut wird.
Wegen der Nähe zum Nordkapp wird es aber eine sehr laute Nacht, da
pausenlos irgendwer gerade vom Nordkapp kommt und auf dem nicht allzu großen
Campingplatz einen Stellplatz sucht.
Links: Selbst in Meereshöhe wachsen auf Magerøya nur meterhohe Bäume Rechts: Bei heißem Wetter findet man oft ganze Rentierherden in Tunneleingängen
Oben: Rentiere blockieren oft nachhaltig den Verkehr
Aus irgend einem Grund bin ich heute voller Tatendrang
und breche daher schon um 9:00 Uhr auf. Kurz vor der Abfahrt unterhalte
ich mich noch mit einer Familie aus Oslo, die mir zum Abschied dann eine
Packung Kekse schenkt. Irgendwie stopfe ich die auch noch in die ohnehin
überfüllte Gepäcktasche. Nach einigen Kilometern verlasse
ich die E69 und fahre auf der E6 weiter in Richtung Süden. Da hier
auf zehn Kilometern der Asphalt erneuert wird, fahre ich nun erstmals unter
wirklich schlechten Straßenbedingungen. Nach der Windstille am Vormittag
frischt der Gegenwind im Laufe des Tages dann auf. Die Intensität
des Windes ist aber bei weitem nicht so schlimm wie in den letzen Tagen.
Da meine Bargeldreserven bereits auf unter 50 NOK geschrumpft sind, nütze
ich in Lakselv die Gelegenheit, um mit der ec-Karte etwas Bargeld abzuheben.
Diese Art der Bargeldbeschaffung ist sicher die günstigste, da auf
die Kreditkarte sehr hohe Spesen verrechnet werden. Im Supermarkt von Lakselv
werde ich dann endlich auch auf meiner Suche nach Taschentüchern fündig.
Nach zahllosen erfolglosen Versuchen kann ich hier endlich eine Packung
"Kleenex" erwerben. Die enorme Packungsgröße von 12 x 10 Taschentüchern
wirkt sich jedoch nachhaltig auf das freie Fassungsvermögen meiner
Packtaschen aus. Nach einem Mittagessen geht es weiter in Richtung Süden.
Am Horizont haben sich in der Zwischenzeit bedrohliche Wolken aufgetürmt.
Ich habe aber Glück und komme trockenen Fußes bis nach Skoganvarre,
wo am Campingplatz eine Hütte bezogen wird. Mittlerweile macht sich
auch die Nähe zu Lappland bemerkbar. Die Mückenintensität
nimmt dramatisch zu. Zu meiner überraschung funktioniert das mitgebrachte
Mückenspray aber recht gut. Einzig die Wirkdauer von knapp zwei Stunden
ist etwas kurz. Gut eingesprüht ist es jedenfalls kein Problem, sich
auch mit kurzen Hosen im Freien aufzuhalten.
Bei gutem Wetter geht es um 10:00 Uhr los. Für heute
habe ich nur eine kurze Etappe, bis knapp vor die finnische Grenze eingeplant.
Im Laufe des Tages frischt der Wind dann auf und erstmals gibt es auch
wieder einige unergiebige Regenschauer. Da die Sonne aber gleich darauf
wieder zum Vorschein kommt, trocknet alles sehr rasch. Gegen 14:00 Uhr
wird der heutige Tag in Karasjok beendet. Da heute Samstag ist, fällt
der Wochenendeinkauf besonders üppig aus. Die Mückendichte ist
im Vergleich zu gestern gestiegen. Aber das Mückenspray wirkt nach
wie vor. Einzig die Mücken in der Hütte sind ziemlich lästig.
Also nehme ich mir erst einmal eine halbe Stunde Zeit, um alles tot zu
schlagen, was so in der Hütte herum schwirrt. Da der heutige Einkauf
beim besten Willen nicht in die Packtaschen paßt, wird zum Abendessen
reingehauen, was geht. Gegen Abend verziehen sich dann auch die letzten
Wolken und wir haben wieder blauen Himmel. Erstmals zeigt die RDS-Anzeige
auf meinem Radio wieder neun Sender an. Das ist ein deutliches Indiz dafür,
daß wir uns zivilisierten Landstrichen nähern. Am Abend spreche
ich dann noch mit zwei deutschen Radfahrern, die auf dem Weg zum Nordkinn
sind. Das Nordkinn liegt etwas östlich vom Nordkapp und ist der nördlichste
Festlandpunkt Europas. Das Nordkinn selbst kann allerdings nur zu Fuß
erreicht werden, da die Straße einige Kilometer vorher aufhört.
Das wird wohl auch der Grund sein, warum so wenige Leute dorthin fahren;
es ist ja immerhin anstrengend ein paar Kilometer zu wandern, auch wenn
man zuvor schon 3000 Kilometer im Auto gesessen hat.
Der heutige Tag begrüßt mich mit Sonnenschein.
Die Sonne wird allerdings durch einen Dunstschleier etwas gedämpft.
Mein Gefühl sagt mir, daß das verdächtig nach aufziehendem
Regen aussieht. Nach einer knappen Stunde ist der Himmel dann auch schon
ziemlich bedeckt. Bei Karigasniemi passiere ich die finnische Grenze. Als
erstes wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt. Als zweites gehe ich einkaufen,
da in Finnland viele Geschäfte auch sonntags geöffnet haben.
Interessanterweise will an der Grenze kein Mensch den Paß kontrollieren.
Auch von Grenzbeamten war weit und breit keine Spur. Und das, obwohl man
hier eigentlich eine EU-Außengrenze passiert. Die Länder Norwegen,
Schweden und Finnland werden rein grenztechnisch ja seit jeher als ein
einziges großes Land betrachtet. Da wird wahrscheinlich auch die
EU nicht viel daran ändern können. Mein erster Gedanke "Endlich
in Finnland, jetzt wird es sicher gleich flacher werden", stellt sich sehr
bald als Wunschdenken heraus. Gleich nach dem Grenzübergang geht es
gleich einmal 200 Höhenmeter bergauf. Danach kommt der Straßenverlauf
auf einer Strecke von gut 50 Kilometern ohne eine einzige Kurve aus und
es geht immer ganz leicht auf und ab. Da ich diese zahllosen Winzig-Anstiege
in der Regel ohne zu Schalten mit Schwung zu nehmen versuche, stellt sich
mit der Zeit dann auch eine gewisse Ermüdung ein. Der Wind kommt diesmal
von der Seite und ist daher nicht so lästig. Einige Kilometer vor
dem heutigen Etappenziel Inari setzt dann plötzlich heftiger Dauerregen
ein. Da es aber nur noch wenige Kilometer bis zum Campingplatz sind, stört
das nicht so sehr. Wegen des Regens wird heute selbstverständlich
nicht das Zelt aufgebaut, sondern eine Hütte genommen. Die Hütte
war nicht nur ziemlich gemütlich und groß, sondern verfügte
auch über sage und schreibe acht Betten. Der Preis war aber trotzdem
der einer 2-Bett Hütte. Irgendwie habe ich dann in meiner 8-Bett Hütte
aber schon Gewissensbisse, als ich beim Fenster hinaus sehe und einem ganzen
Autobus voller junger Franzosen dabei zusehe, wie sie ihr Zeltlager im
strömenden Regen aufbauen. Tja, cest la vie. Der Regen hält dann
noch bis tief in die Nacht an. Das ist der erste Tag bisher, an dem es
wirklich geregnet hat. Alles was bisher gewesen ist, waren nur kurze, unergiebige
Regenschauer.
Links: Kaum einen Kilometer nach der finnischen Grenze ändert sich der Straßentyp schlagartig Rechts: Nicht nur Seen, sondern auch idyllische Flüsse findet man in Finnland
Vom gestrigen Dauerregen ist nichts mehr zu sehen. Einzig
die Straßen sind noch etwas naß, werden von der durchbrechenden
Sonne aber rasch getrocknet. Gegen 10:15 Uhr nehme ich die heutige Etappe
in Angriff. Da das offene Meer nun weit entfernt ist und ich immer weiter
ins Landesinnere vordringe, steigt auch die Temperatur rasch auf einen
Wert um die 25 °C an. Auch der Wind bläst im Landesinneren in
der Regel nicht sehr kräftig. über zahllose Hügel führt
die Straße nach Süden. Zwischendurch erwischen mich dann auch
noch einige Regenschauer. Gegen 18:15 Uhr erreiche ich bei sonnigen und
trockenem Wetter den Campingplatz von Vuotso, wo ich eine ziemlich häßliche
aber auch billige Hütte miete. Was in Norwegen noch undenkbar war,
ist in Finnland Selbstverständlichkeit: Die Duschen an den Campingplätzen
sind allesamt kostenlos zu benützen. Nach drei Wochen Münzduschen
und Bangen, ob das Wasser denn noch ausreichen würde, um das Shampoo
aus dem Haar zu waschen, wird die abendliche Dusche in Finnland erstmals
wieder zelebriert. Zum Abendessen gibt es dann Rentier Geschnetzeltes mit
Kartoffelpüree und Preiselbeeren. Das Zeug ist zwar eßbar, trifft
aber sonst eher nicht meinen Geschmacksnerv. Komischerweise schmeckte Rentierfleisch
den wenigsten Leuten mit denen ich mich unterwegs unterhalten habe. Aber
was nimmt man nicht alles auf sich, um sagen zu können: "Ja, ich habe
auch schon mal ein Rentier vertilgt!"? Apropos Essen. In Andenes gab es
auch Walfleisch zu kaufen. Diesen kulinarischen Genuß habe ich mir
damals aber dann doch nicht zugemutet.
Heute habe ich wirklich kein Wetterglück. Es ist
10:30 Uhr und just in dem Moment als ich das Rad besteige, setzt leichter
Nieselregen ein. Da es aber absolut windstill ist, macht es trotzdem Spaß
bei diesem Wetter zu fahren. Regen, sofern es sich nicht um drei Tage Dauerregen
handelt, empfinde ich nicht unbedingt als Schlechtwetter. Wenn ich die
Wahl zwischen Regen und Gegenwind hätte, dann würde ich auf jeden
Fall den Regen dem Wind vorziehen. Nach ungefähr zwei Stunden hört
der Nieselregen dann auf und die Sonne bricht durch die Wolken. Bei immer
besser werdendem Wetter geht es weiter in Richtung Süden. Unterwegs
treffe ich zwei Deutsche die mit dem Rad für sechs Monate in Skandinavien
und dem Baltikum unterwegs sind. Die beiden waren bereits in Honningsvåg,
also 30 Kilometer vor dem Nordkapp, sind dann aber nicht zum Nordkapp gefahren,
weil sie fälschlicherweise angenommen hatten, daß dort 175 NOK
Eintritt zu entrichten seien. Als ich ihnen erzähle, daß das
Nordkapp für Radfahrer ohnehin gratis ist, waren die Verwunderung
und der ärger deutlich sichtbar. Da sich die Route der beiden mit
meiner ziemlich deckt, legen wir den Rest des heutigen Tages gemeinsam
zurück. Im Gespräch mit den beiden erfahre ich dann noch, daß
es im Alta-Fjord angeblich massenhaft Lachse geben soll. Die haben jedenfalls
innerhalb von fünfzehn Minuten vier Lachse herausgezogen. Dank des
fairen Windes erreichen wir gegen 16:00 Uhr Sodankylä, wo ich eine
gemütliche Hütte miete. Der Einkauf an diesem Tag fällt
wieder einmal viel zu umfangreich aus. Also gilt es am Abend einmal mehr
bis zum Umfallen reinzuhauen, da der Rest sonst in den Packtasche keinen
Platz mehr finden würde. Am späten Abend zeigt sich das Wetter
dann wieder von seiner besten Seite. Allerdings hat auch der Wind lebhaft
aufgefrischt. Ein Blick auf den Fahnenmast zeigt jedoch, daß es sich
nach jetzigem Stand der Dinge um Rückenwind handelt. In der Hoffnung,
daß der Wind bis morgen nicht drehen wird, begebe ich mich gegen
23:00 Uhr zu Bett.
Der erste Blick heute morgen gilt dem Fahnenmast. Der
Wind ist unverändert stark und bläst auch nach wie vor direkt
in Südrichtung. Auch das Wetter sieht ziemlich gut aus. Nach dem Frühstück
brechen wir gegen 11:15 Uhr auf. Der Rückenwind, der in der Theorie
so phantastisch ausgesehen hat, erweist sich dann auch in der Praxis als
absolut traumhaft. Mit einer Geschwindigkeit von meist über 30 km/h
auf ebener Strecke rasen wir in Richtung Süden. Es ist unglaublich,
wie schnell die Kilometer bei einem derartigem Rückenwind herunter
gespult werden. Das Zitat zum Tag lautet: "Mensch, das rollt heute wieder".
Je weiter wir in den Süden vordringen, desto stärker wird dann
auch der Verkehr. Kurz vor Rovaniemi steht dann ein Besuch beim Weihnachtsmann
auf dem Programm. Die Werkstatt des Weihnachtsmannes, die gleichzeitig
auch den nördlichen Polarkreis markiert, ist an Kitsch nur schwer
zu überbieten. Die spielen dort bei über 25 °C und strahlendem
Sonnenschein den ganzen Tag über Weihnachtsmusik. Es will aber trotzdem
keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen. Als Tourist findet man das sicher
noch recht komisch. Wenn man aber den ganzen Tag dort arbeiten muß,
sind psychische Schäden praktisch vorprogrammiert. Vom Weihnachtsmann
bis nach Rovaniemi sind es dann noch knapp zehn Kilometer. Aufpassen sollte
man bei der Suche des Campingplatzes von Rovaniemi. Die Hinweisschilder
am Stadtrand verweisen nämlich auf einen Campingplatz, der einige
Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Der eigentliche Campingplatz
liegt aber direkt neben dem Stadtzentrum an einem Fluß. Nachdem ich
zuerst irrtümlich den Hinweisschildern des falschen Campingplatzes
folge, gelange ich nach einer 180 Grad Kehrtwendung dann aber schließlich
doch zu dem gewünschten Campingplatz. Aus Platzgründen verfügt
dieser Platz allerdings über keine Hütten. Da das Wetter aber
ohnehin warm und sonnig ist, habe ich nichts dagegen, wieder einmal das
Zelt zu benutzen. An einem der vergangenen Tage habe ich nach langem Hin
und Her auch beschlossen, ab Rovaniemi wieder ein Stück mit dem Zug
nach Süden zu fahren. Ebenso problemlos wie in Norwegen, funktioniert
auch in Finnland die Zugreservierung und Ticketbeschaffung. Die Mitnahme
des Fahrrades stellt ebenfalls kein Problem dar. Die Stadt selbst hat wenig
zu bieten. Wenn man nicht gerade auf Betonbauten im Stile der fünfziger
und sechziger Jahre steht, kann man auf einen Stadtrundgang gut verzichten.
An Geschäften und Restaurants läßt Rovaniemi allerdings
keine Wünsche offen.
Links: Auch St. Johann in Tirol reiht sich in die Riege der Weltstädte wie Paris und Rom ein Rechts: Die Werkstatt des Weihnachtsmannes am Polarkreis bei Rovaniemi
Der Zug nach Tampere fährt um 13:15 Uhr ab. Ich nütze
den Vormittag daher, um lange zu schlafen und gemütlich zu frühstücken.
Auch in Rovaniemi reicht es aus, wenn das Fahrrad zirka 15 Minuten vor
Abfahrt am Gepäckschalter abgegeben wird. Etwas Unbehagen bereitet
mir allerdings die Tatsache, daß der Beamte am Gepäckschalter
kaum Englisch spricht. Auf jede Frage, die ich ihm stelle, antwortet er
mit einem "Jauh", was meiner Meinung nach irgendwas in Richtung "Ja" bedeuten
muß. Ich nehme mal an, wenn ich ihn gefragt hätte, ob er schwul
sei, hätte er sicher auch mit "Jauh" geantwortet. In der Hoffnung,
daß mein Rad nicht nach Murmansk oder schlimmer geschickt wird, steige
ich dann in den Zug. Bei tollem Wetter verlassen wir pünktlich den
Bahnhof von Rovaniemi. Zunächst wird die Garnitur noch von einer Diesellok
gezogen. In Oulo wird dann das Triebfahrzeug gegen eine Elektrolok ausgetauscht.
Die knapp achtstündige Zugfahrt bis Tampere verbringe ich dann hauptsächlich
mit lesen. Das Wetter wechselt während der Fahrt sehr häufig
zwischen Regen und Sonne. Als ich gegen 22:00 Uhr den Zug in Tampere verlasse,
haben wir blauen Himmel. Auch diesmal kann ich das Rad unbeschädigt
wieder in Empfang nehmen. Die hinteren Packtaschen hatte ich der Einfachheit
halber gleich am Fahrrad gelassen. Der Campingplatz von Tampere liegt etwas
außerhalb des Stadtkerns, ist aber relativ leicht zu finden. In diesem
Teil Finnlands trifft man dann auch kaum mehr ausländische Urlauber
an. Beinahe alle Wohnmobile tragen finnische Kennzeichen. Anders als in
Norwegen, ist die Benützung von Radwegen in Finnland weitaus unproblematischer.
In der Regel führen finnische Radwege sogar an das gewünschte
Ziel. Knapp vor 22:00 Uhr miete ich am Campingplatz von Tampere dann eine
Hütte. Seit langem wird es nachts nun auch wieder dunkel. Als gegen
23:00 Uhr das Tageslicht langsam der Dunkelheit der Nacht weicht, ist das
dann schon irgendwie ein komisches, weil unbekanntes Gefühl.
Um 11:30 Uhr geht es heute los. Bei sonnigem und warmen
Wetter plane ich als Etappenziel einen kleinen See ein, um endlich auch
schwimmen gehen zu können. Der Nachteil an größeren Städten
wie Tampere ist, daß man nicht einfach drauf los fahren kann, sondern
sich den Weg aus der Stadt erst einmal hart erarbeiten muß. Da die
Straßennummern sämtlicher Nebenstraßen überhaupt
nicht mit den Nummern meiner Straßenkarte überein stimmen, fahre
ich hauptsächlich nach Gefühl. Dank der guten Wegweiser funktioniert
das Fahren nach Himmelsrichtung dann auch recht gut. Gegen 15:00 Uhr miete
ich auf dem Campingplatz von Valkeakoski eine gemütliche Hütte
direkt am See. Das Wetter ist sonnig und sehr warm. Daher bietet sich heute
erstmals die Gelegenheit zu einem Bad im See. Mit zirka 18 °C ist das
Wasser zwar nicht gerade warm, zum Schwimmen ist die Temperatur aber allemal
ausreichend. Da Valkeakoski hauptsächlich durch die Papierindustrie
groß geworden ist, gibt es in der Stadt nicht viel zu sehen. Dafür
ist das Angebot an Geschäften und Restaurants sehr vielfältig.
Wie bereits in Lappland wachsen auch hier im Süden von Finnland überall
unzählige Stein- und Herrenpilze. Von der Mückenplage Lapplands
ist hier allerdings nichts mehr zu merken. Am späten Abend nutze ich
das warme Wetter nochmals zum Schwimmen im See. Mit Einbruch der Dunkelheit
geht es dann gegen 23:30 Uhr ins Bett.
Oben: Stein- und Herrenpilze wachsen in Lappland, aber auch im Süden Finnlands wie Unkraut
Bei anhaltend gutem, mittlerweile aber etwas bewölktem
Wetter breche ich nach einem kurzen Bad im See gegen 11:30 Uhr auf. Nach
einem kurzen Stück auf der verkehrsreichen E12 geht es dann wieder
gemütlich auf Nebenstraßen weiter. Einzig die Straßennummern
stimmen auch heute wieder überhaupt nicht mit der Karte überein.
In mir erhärtet sich daher der Verdacht, daß irgendwann in den
letzten Jahren die Numerierung der Nebenstraßen reformiert wurde.
Obwohl meine Straßenkarte nur vier Jahre alt ist, scheint mir ein
baldiger Neukauf angebracht. Für dieses Jahr werde ich aber auf jeden
Fall noch mit der alten Karte Vorlieb nehmen. Bei leichtem Wind erreiche
ich gegen 16:30 Uhr den Campingplatz von Tammela. Sofort als ich den Campingplatz
betrete, stechen mir die gemütlichen Blockhütten direkt am See
ins Auge. Da das nächstes Etappenziel Turku kaum mehr als 100 Kilometer
entfernt ist und ich auch noch ausreichend Zeit zur Verfügung habe,
miete ich eine dieser Hütten dann gleich für zwei Tage. Auch
von Innen wird die Unterkunft allen Erwartungen gerecht. Ohne Zweifel ist
das die schönste Hütte, die ich bisher hatte. Nach einer Dusche
und ein bißchen Wäsche waschen, fahre ich in das zehn Kilometer
entfernte Forssa. Da heute Samstag ist, haben aber bereits alle Geschäft
geschlossen. Ich nehme das Abendessen daher in einer Pizzeria ein. Auf
dem Weg zurück zum Campingplatz überrascht mich ein kurzer Regenschauer.
Der Himmel ist in der Zwischenzeit ziemlich bewölkt und auch der Wind
hat spürbar aufgefrischt. Ich verzichte daher auf ein Bad im sehr
verlockend wirkenden See.
Oben: Blockhütte am Campingplatz von Tammela
Der heutige Tag beginnt mit regnerischen und windigem
Wetter. Als gegen Mittag der Regen aufhört, fahre ich zu einem nahe
gelegenen Supermarkt um einzukaufen. Da der Regen dann aber bald wieder
einsetzt, verbringe ich den Nachmittag mit Lesen. Gegen 15:00 Uhr tritt
eine Wetterbesserung ein. Ich nutze den Rest des Tages daher für eine
Wanderung im angrenzenden Naturschutzgebiet. Gegen 21:00 Uhr bin ich am
späten Abend wieder zurück am Campingplatz. Auch heute ist das
Wetter nicht warm genug, um einen das Schwimmen im See schmackhaft zu machen.
Oben: Typische Landschaft in Südfinnland
Heute steht die letzte Radetappe auf dem Programm. Das
Ziel ist Turku im Südwesten Finnlands. Gegen Mittag nehme ich bei
leichtem Regen die Etappe in Angriff. Die ersten zehn Kilometer bis Forssa
verlaufen auf einem Radweg. Danach geht es auf der teilweise stark befahrenen
N10 weiter in Richtung Turku. Bei mal mehr, mal weniger starkem Regen lege
ich die letzten Kilometer bis Turku zurück. Erstmals bin ich nun auch
ziemlich froh, daß sowohl meine Regenkleidung, wie auch die Packtaschen
absolut wasserdicht sind. Gegen 18:30 Uhr erreiche ich schließlich
Turku. Da ich die Stadt bereits aus dem Vorjahr recht gut kenne, habe ich
keine größeren Schwierigkeiten, mich hier zurecht zu finden.
Für 20:00 Uhr habe ich ein Treffen mit Freunden die hier in Turku
wohnen vereinbart. Wegen des andauernden Regens verbringe ich die Zeit
bis dahin in einer nahegelegenen Pizzeria.
Dienstag, 28. Juli 1998 - Donnerstag, 30. Juli 1998:
Diese drei Tage verbringe ich zu Besuch bei Freunden hier
in Turku. Am Mittwoch ist außerdem ein Besuch in Helsinki geplant.
Am Donnerstag Abend verlasse ich mit der Fähre Turku. Das Schiff der
Viking-Line verläßt um 21:30 Uhr Turku und legt knapp zehn Stunden
später in Stockholm an. Parallel zu den Schiffen der Viking-Line verkehren
auch Schiffe der Silja-Line auf der selben Route. Eine vorherige Reservierung
der überfahrt ist auf jeden Fall erforderlich. Obwohl ich bereits
zwei Tage vorher die Tickets besorge, bekomme ich nur über die Warteliste
und mit etwas Glück eine Kabine. Da ich an diesem Abend jedoch sehr
müde bin, verzichte ich darauf, das Schiff einer näheren Begutachtung
zu unterziehen und gehe gegen Mitternacht zu Bett.
Links: Senatsplatz mit dem Dom von Helsinki Rechts: Sibelius-Denkmal in Helsinki
Links: Mein Gastgeber in Turku - allerdings auf meinem Rad Rechts: Das Fährschiff von Turku nach Stockholm kurz vor der Abfahrt
Für meinen Geschmack viel zu früh erreichen
wir gegen 7:00 Uhr den Hafen von Stockholm. Da die Kabine keine Fenster
hat, bin ich absolut ahnungslos, wie das Wetter draußen sein wird.
Noch ziemlich müde packe ich meine Sachen zusammen und begebe mich
zum Autodeck. Gleich nach dem Verlassen des Schiffes merke ich dann aber,
daß es ziemlich heftig regnet. Bei dieser Witterung zeigt sich Stockholm
nicht gerade von seiner einladenden Seite. Auf Umwegen bahne ich mir etwas
mühsam den Weg ins Zentrum. Da ich keine Lust habe, im strömenden
Regen die Stadt zu besichtigen, suche ich zunächst einmal einen Mc
Donalds auf. Dort bleibe ich dann für eine gute Stunde und lese ein
Buch. Da der Regen immer noch andauert, beschließe ich, den Busterminal
zum Flughafen ausfindig zu machen. Dieses Unterfangen dauert dann aber
keine fünf Minuten, da der Busterminal (Cityterminal) gleich gegenüber
auf der anderen Straßenseite gelegen ist. Beim Kauf des Tickets erfahre
ich, daß die Busse zum Flughafen alle zehn Minuten verkehren und
die Fahrt nach Arlanda zirka vierzig Minuten dauert. Mir bleibt also bis
zirka 18:00 Uhr Zeit Stockholm anzusehen, da der Flug für 20:25 Uhr
geplant ist. Gegen 10:00 Uhr hört der Regen dann auf. Kaum eine Stunde
später scheint bereits die Sonne vom bewölkten Himmel. Zu Mittag
haben wir dann ungetrübten Sonnenschein. Noch am Morgen hatte ich
von solchem Wetter nicht einmal zu träumen gewagt. Ein Pflichttermin
ist sicher der Besuch des königlichen Schlosses. Aber auch sonst wartet
Stockholm mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten auf. Anders als in Oslo
und Helsinki reicht hier ein Tag bei weitem nicht aus, um alles zu sehen.
Bei strahlend blauem Himmel verlasse ich gegen 18:00 Uhr Stockholm in Richtung
Flughafen. Nach dem Einchecken bleibt noch ausreichend Zeit für ein
ausgiebiges Abendessen. Diesmal fällt die Verspätung aber ziemlich
heftig aus. Mit fast einer Stunde Verspätung starten wir gegen 21:15
Uhr in Richtung Wien. Ziemlich schnell wird es dann dunkel, je weiter wir
in den Süden vordringen. Nach ziemlich genau zwei Stunden Flugzeit
erreichen wir knapp nach 23:00 Uhr den Flughafen Wien/Schwechat. Bis das
Gepäck dann endlich in Empfang genommen werden kann, ist es fast Mitternacht.
Bei einsetzendem Regen verfrachte ich alles ins Auto und fahre heimwärts
nach Maria Taferl.
Links: Ein Wahrzeichen Stockholms, das Stadshuset Rechts: Parade vor dem königlichen Schloß in Stockholm
Links: Eingang zum schwedischen Königsschloß Rechts: Einer der zahlreichen prachtvollen Säle des Schlosses
Links: Reges Treiben in den Straßen von Stockholm Rechts: Rückflug von Stockholm/Arlanda
Resümee:
Die Reisezeit von fünf Wochen war sicher nicht zu
lang veranschlagt. Anders als mit dem Motorrad oder Wohnmobil, bekommt
man auf dem Fahrrad sehr viel mehr von Land und Leuten mit. Mit etwas Kondition
läßt sich die eben beschriebene Strecke streßfrei und
ohne größere Probleme bewältigen. Auch auf Durchgangsstraßen
ist der Verkehr in der Regel nicht sehr heftig. Eine baldige Wiederholung
dieser Tour ist bereits beschlossene Sache und nur eine Frage der Zeit.
Links:
Motorradtour
Skandinavien 1997 von Helmut Vogler
Erstellt am 23. August 1998
Letzte änderung am 25. August 1998
Copyright © 1998 Helmut Vogler
E-Mail: hvogler@inode.at