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Nach einigen mehr oder weniger interessanten Touren durch die heimischen Alpen, konnte ich mich dieses Jahr endlich dazu durchringen, den schon seit langem geplanten Skandinavien Trip nun endlich in die Tat umzusetzen. Um es gleich vorwegzunehmen - eine Entscheidung, welche sich nachträglich betrachtet als absolut genial herausstellen sollte. Zwar birgt die extrem lange Reisedistanz das Problem, daß es nahezu unmöglich ist, geeignete Reisepartner zu finden. Aber auch das sollte kein wirklicher Hinderungsgrund sein, da zum einem Dank der grandiosen Landschaft ohnehin keine Langeweile aufzukommen droht. Zum anderen trifft man während der Tour sowieso massenhaft Reisegefährten, mit denen man das eine oder andere Teilstück zurücklegen kann. Das ist eben einer der Vorteile, wenn man per Motorrad auf Tour ist: Während sich Wohnmobil Touristen in der Regel weitestgehend ignorieren, treten Motorradfahrer halt doch meistens miteinander in Kontakt, wenn sich Gelegenheit dazu bietet.
Doch nun - zu Beginn - sollte, wie sich das für einen guten (?) Reisebericht gehört, mal in kurzen Schlagworten ein grober überblick der Reise vermittelt werden. Gestartet wurde die Tour in der Alpenrepublik (österreich), in einem wirklich kleinen Ort namens Maria Taferl. Für geographische Laien sei nur gesagt, daß dieser Ort an der Donau - genau zwischen Wien und Linz - liegt. Die Reiseroute führte über Deutschland und Dänemark nach Schweden. Weiter ging es dann nach Norwegen, wo es mich - hauptsächlich entlang der E6 - zum nördlichsten Punkt meiner Tour, bis nach Narvik verschlug. Danach ging es über Schweden wieder Richtung Süden bis nach Südfinnland. Nach einer etwas längeren Fährüberfahrt von Turku (Finnland) nach Stockholm (Schweden) führte meine Reiseroute wieder über Dänemark und Deutschland zurück zum Ausgangspunkt, nach Maria Taferl.
In Summe beträgt die Distanz dieser Strecke in etwa 7.250 km. Die veranschlagte Reisezeit von 2 Wochen reichte - entgegen anfänglichen Befürchtungen - dank deutscher Autobahnen aus. Als Motorrad kam eine Enduro Yamaha Super Tenéré (XTZ 750) zum Einsatz. Für meine Zwecke erwies sich dieses Motorrad als ausgezeichnetes Transportmittel, da sowohl die humane, weil aufrechte Sitzposition, das große Tankvolumen, wie auch die technische Zuverlässigkeit dieses Motorrad für solche Touren geradezu prädestiniert. Zum Wetter, dem wahrscheinlich wichtigsten Faktor einer solchen Reise sei noch gesagt, daß es bis auf den ersten und besonders den letzten Tag, man es sich schöner nicht hätte wünschen können. Ehrlich!
So, nun aber geht's ans "Eingemachte". Reichlich Bilder
und viel Text sollen euch nun meine Reise etwas näher bringen und
vor allem Lust darauf machen, selbst mal so eine Tour zu starten. Ich jedenfalls
werde es sicher noch mehrmals machen!
Montag, 14. Juli 1997
Alle Parameter stehen auf "startklar". Blauer Himmel,
soweit das Auge reicht. Also geht es um zirka 8.30 Uhr, etwas später
als eigentlich geplant, endlich los. Plan für den ersten Tag: Aufsitzen,
rauf auf die Autobahn, mit Vollgas Richtung Norden und nur noch zum Tanken
absteigen. Naja, ganz so brutal habe ich diesen Plan natürlich nicht
durchgezogen. Aber schließlich wollte ich am ersten Tag gleich einmal
ordentlich Kilometer machen, um nicht den halben Urlaub auf der Autobahn
zubringen zu müssen.
Bild 01 Entgegen
den hiesigen Wettervorhersagen, welche "Sonne satt" angekündigt hatten,
hüllte sich der Himmel dann etwa in Höhe Kassel in dichte Wolken.
Und prompt entlud sich diese Wolkenpracht nach wenigen Kilometern in einem
sagenhaften Sommergewitter mit mächtig großen Hagelkörnern.
Naja, jedenfalls war der Hagel so heftig, daß, wie auf dem Bild zu
sehen, sogar die Autos mitten auf der Autobahn einfach angehalten haben.
In der frohen Erwartung, daß - wie bei Sommergewittern üblich
- der Regenguß nach wenigen Minuten wieder vorüber sein würde,
verzichtete ich fatalerweise darauf, meine regendurchlässige Endurohose
gegen die wasserdichte Version zu wechseln. Nachdem der Regen dann nach
über 200 Kilometern in der Nähe von Hannover wieder aufhörte,
war mir das dann aber auch schon ziemlich egal. Wenigstens ging es dann
bis nach Lüneburg, wo ich gegen 20:30 Uhr mein Nachtlager bezog, wieder
in strahlendem Sonnenschein weiter. So wurde meine Kleidung wenigstens
teilweise wieder trocken.
Bild 02: So, oder so ähnlich
sieht der Großteil der lüneburger Altstadt aus ...
Dienstag, 15. Juli 1997
Bild 03 Da mein
Nachtlager - ein kleines Hotel neben einem China Restaurant - sich als
sehr komfortabel (obwohl mit 40 DM recht preiswert) entpuppte, konnte ich
den 2. Tag ausgeruht und mit neuen Kräften bereits um zirka 8:15 Uhr
in Angriff nehmen. Lediglich der Wettergott kannte wieder einmal keine
Gnade für uns Motorradfahrer und ließ es gleich am frühen
Morgen ziemlich heftig regnen. Glücklicherweise wandelte sich das
triste Grau des Himmels nach knapp 50 Kilometern in ein strahlendes Blau.
Und nun das Beste: Dieses Wetter sollte nun für sehr sehr lange Zeit
anhalten. Auf trockener Fahrbahn wurden dann noch die letzten Kilometer
bis zur ersten Fähre zurückgelegt. Lediglich das letzte Stück
dieser Strecke verläuft dann nicht auf der Autobahn, wodurch sich
das überholen der zahllosen Wohnmobile als recht schwierig gestaltete.
Dafür wird man aber durch eine sehr ansprechende Landschaft mit unzähligen
von Windrädern entschädigt. Es fasziniert mich dabei immer wieder,
daß sich diese Windräder selbst bei nahezu absoluter Windstille
immer noch drehen.
Bild 04 Die wohl
schnellste und wahrscheinlich auch preiswerteste Verbindung nach Schweden
ist jene über die beiden Fähren Puttgarden/Rødbyhavn und
Helsingør/Helsingborg. Alles in allem belaufen sich die Kosten dieser
überfahrt für ein Motorrad und eine Person (Hin- und Rückfahrt)
auf insgesamt 120 DM. Aber das eigentlich Gute an dieser Fährverbindung
ist, daß die Fährschiffe praktisch im Pendelbetrieb verkehren,
also Null Wartezeit. Eigentlich kann man generell sagen, daß man
als Motorrad immer mit der Fähre mitkommt - so voll kann das Ding
gar nicht sein. Außerdem werden Motorradfahrer meistens an den Anfang
oder das Ende der Fähre gelotst. Da sieht man viel mehr, als wenn
man irgendwo in der Mitte parken würde. Nach gerade mal einer guten
Stunde legt das Fährschiff dann auch schon in Rødbyhavn (Dänemark)
an. Gerade genug Zeit, um einen kleinen Imbiß zu vertilgen. Bei den
ziemlich deftigen Preisen an Bord sollte man jedoch von exzessiven Eßorgien
eher Abstand nehmen.
Die exakt 200 Kilometer lange Autobahnfahrt durch Dänemark erweist sich als wenig spektakulär, ist aber erträglich, da mir ein deutscher und ein schweizer Motorradfahrer Gesellschaft leisten. Wie überall in Skandinavien üblich, wird hier eine andere, nämlich sehr viel rauhere Sorte Asphalt zum Straßenbau verwendet. Angeblich - so hat es mir der Deutsche erzählt - nagt dieser grobe Asphalt unheimlich am Profil der Reifen. Naja, mein Hinterreifen hat die Tour jedenfalls recht gut überstanden. Vielleicht noch ein Detail am Rande: überall auf dänischen und schwedischen Autobahnen finden sich in regelmäßigen Abständen weiße Kreuze auf der Fahrbahn. Ratet mal wozu die gut sind? Die messen doch tatsächlich die Geschwindigkeit von Rasern vom Flugzeug aus - und da dienen diese Kreuze als Meßpunkte. Also das kann man nun wirklich als "Jagd" auf Autofahrer bezeichnen. Aber keine Panik: Ich habe keinen einzigen dieser "fliegenden Bullen" gesehen. Ohne jemanden zum schnell fahren verleiten zu wollen, wage ich hier mal zu behaupten, daß Geschwindigkeiten von zirka 10 bis maximal 20 km/h über Soll kein Problem darstellen. Während meiner gesamten Tour habe ich in Skandinavien übrigens nicht einen einzigen Verkehrsunfall gesehen. Ich sehe da einen direkten Zusammenhang zur hohen Disziplin aller Verkehrsteilnehmer (auch Ausländer). Rücksichtslose Raser gibt es in Skandinavien nämlich nicht.
Nachdem Dänemark auf kürzestem und schnellstem
Wege durchquert war, folgte die zweite Fährüberfahrt an diesem
Tag. Vom dänischen Helsingør gelangt man nach nur zirka 20
Minuten Fahrzeit ins schwedische Helsingborg. Spätestens an dieser
Stelle wird es Zeit, einen Begriff zu prägen, welcher jedem Skandinavienreisenden
bekannt sein sollte: E6. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich nichts
anderes, als jene Straße, welche von Südschweden bis fast ans
Nordkapp und noch weiter führt. Und auf besagter E6 geht es jetzt
nun erst mal ein ziemlich langes Stück in Richtung Norden. Da ich
auf meiner Tour aus Zeitgründen und teilweise auch aus mangelndem
Interesse die meisten Großstädte links liegen ließ, war
Göteborg lediglich mit einem kurzen Abstecher bei Mac Donalds bedacht
worden. Da der "Mac" hier oben aber nicht so toll schmeckt, war das auch
schon der erste und zugleich letzte Besuch in besagtem Restaurant.
Bild 05 Dank
der nördlichen Lage macht sich nun auch das wesentlich längere
Tageslicht schon positiv bemerkbar. Obwohl es an diesem Tag später
als geplant wurde, war es relativ leicht möglich, das angepeilte Etappenziel
bei Strömstad noch vor Einbruch der Dämmerung (extreme Wildgefahr)
zu erreichen. Gegen 22:00 Uhr baute ich an einem herrlichen See, welcher
sich später noch als kleiner Fjord herausstellen sollte, mein Zelt
auf. Eigentlich bin ich ja kein so großer Fan vom wilden Zelten,
aber ausprobieren wollte ich es schon unbedingt einmal. Resümee: Auf
einem Campingplatz ist es nicht nur komfortabler, es ist auch nicht ganz
so langweilig, weil man dort doch meistens irgendwen zum Plaudern findet.
Nachdem ich dann noch festgestellt hatte, daß mein Mückenspray
eigentlich überhaupt nichts bewirkt, machte ich gegen 23:30 Uhr noch
rasch ein Foto von der genialen Abenddämmerung über dem See (Fjord).
Todmüde ins Zelt zurückgezogen, mußte ich dann festzustellen,
daß Müdigkeit allein zum Schlafen nicht ausreicht, wenn es hart
und unbequem ist.
Mittwoch, 16. Juli 1997
Nach einer unbequemen Nacht im Zelt beginne ich den Tag
mit einem erfrischenden Sprung ins kühle Naß - da sieht die
Welt dann gleich wieder ganz anders aus. Leider mußte ich gleich
darauf zur Kenntnis nehmen, daß Camping den unangenehmen Nebeneffekt
hat, daß das Zelt abgebaut und wieder verstaut werden muß.
Naja, wenigstens hat es nicht geregnet und alles ist trocken. Nachdem sämtliches
Gepäck wieder am Motorrad verstaut war, konnte es Richtung Norden
weitergehen. Bis zur norwegischen Grenze waren es dann nur noch wenige
Kilometer. Kurioserweise benötigte ich meinen Reisepaß nicht
ein einziges mal. Meistens habe ich es nicht einmal bemerkt, daß
ich soeben eine Grenze passiert hatte. Naja, wenn Norwegen nicht bei der
EU ist und Schweden schon, es aber trotzdem keinen Unterschied an der Grenze
macht, dann stellt sich in mir zwangsläufig die Frage: "Wozu zahlen
wir denn soviel Geld dort ein?".
Bild 06 Auf meiner
Route nach Norden passierte ich dann noch Oslo, welches sicher einen Besuch
wert gewesen wäre. Aber wer hat schon soviel Zeit? Wie in Norwegen
häufig anzutreffen, wird auf manchen Streckenabschnitten Maut erhoben.
So auch auf der Stadtdurchfahrt durch Oslo. Glücklicherweise war die
Straßenbenützung für Motorräder aber frei. Generell
kann man jedoch sagen, daß in Norwegen selten und auch wenig Maut
kassiert wird. Außerdem ist die Akzeptanz der Maut in Norwegen größer
als hierzulande, da sie in der Regel zur Finanzierung neuer Straßen
herangezogen wird. Auf dem weiteren Weg zu meinem heutigen Etappenziel
Geiranger lege ich noch einen kurzen Stopp in der Olympiastadt Lillehammer
ein. Leider reicht auch hier die Zeit nicht für eine ausgiebige Stadtbesichtigung.
Um nach Geiranger, einen der schönsten und bekanntesten Fjorde Norwegens
zu gelangen, verlasse ich bei Otta die E6 um weiter Richtung Küste
zu fahren. Die Stabkirche in Lom, welche direkt auf dem Weg nach Geiranger
liegt, sollte unbedingt als Anlaß für einen kurzen Zwischenstopp
genommen werden. Diese Kirche sei nur als ein besonders prachtvolles Beispiel
für zahlreiche in diesem Stil erbauten Gotteshäuser genannt.
Die große Schar von Touristen hält mich jedoch davon ab, mir
die Zeit zu nehmen, das Innere der Kirche zu begutachten. Angeblich ist
es innen jedoch ohnehin so dunkel, daß kaum etwas zu erkennen ist,
von Fotografieren ganz zu schweigen.Bild 07
Auf der weiteren Route Richtung Geiranger führt die Straße dann
in etwas höhere Gefilde. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, sind hier
- auf weniger als 1.000 Meter Seehöhe - die Seen teilweise immer noch
komplett zugefroren. Und das Mitte Juli. Schnee liegt hier sowieso überall
noch in großen Mengen herum. Die Straßen sind aber alle absolut
schneefrei und ohne Probleme zu befahren. Anders als es das Foto vermuten
läßt, ist es in dieser Gegend überhaupt nicht kalt. In
der Regel war ich lediglich mit einem T-Shirt bekleidet. Allerdings hatte
ich auch prima Wetter. Ein dicker Pulli sollte auf keinen Fall im Reisegepäck
fehlen.Bild 08 Kurz bevor sich
die Straße in etlichen Serpentinen bis auf Meereshöhe hinunter
nach Geiranger stürzt, kommt noch ein absoluter Leckerbissen. Der
Aussichtspunkt Dalsnibba, welcher über eine mautpflichtige Straße
(20 NOK) zu erreichen ist, führt hinauf bis auf knapp 1.500 Meter.
Leider handelt es sich bei dieser "Straße" um eine von der ganz üblen
Sorte. Der Straßenbelag besteht aus gewalzter Erde mit ganz groben
Kies. Bei trockenem Wetter, wie ich es hatte, ist diese Strecke mit einer
Enduro noch einigermaßen elegant zu meistern. Bei Regen jedenfalls
wäre ich diese Straße wahrscheinlich nicht hochgefahren. Da
sind ja nicht mal Leitplanken am Straßenrand. Und das, obwohl es
ein paar hundert Meter fast senkrecht hinunter geht. Aber einmal oben angelangt,
bietet sich einem ein absolut genialer Ausblick. Ich jedenfalls habe meine
Fotokamera hier oben überdurchschnittlich stark strapaziert. Entgegen
meinen Befürchtungen war es hier oben auch überhaupt nicht "touristenverseucht".
Lediglich drei oder vier Wohnmobile parkten auf dem ziemlich kleinen Parkplatz.
Die Ursache dafür war wahrscheinlich aber die bereits fortgeschrittene
Uhrzeit von etwa 20:00 Uhr. Nachdem ich die Landschaft eine gute Stunde
auf mich hatte einwirken lassen und es mit der Zeit auch merklich kälter
wurde, wagte ich den Abstieg von 1.500 Meter auf Meereshöhe. Sicherlich
hätten die unzähligen Serpentinen, welche ins Tal hinunter führten,
in umgekehrter Richtung wesentlich mehr Spaß gemacht.Bild
09 Geiranger darf man ohne Zweifel als "Touristenfalle erster
Güte" bezeichnen. Den Ort selbst schätze ich auf maximal 500
bis 700 Einwohner. Das Touristenaufkommen dürfte in etwa 5.000 bis
7.000 betragen. Entsprechend schwer gestaltete es sich dann auch, eine
Unterkunft zu finden. Letztendlich schlug ich mein Zelt dann auf einem
der zwei hiesigen Campingplätze auf. Zu meiner Verwunderung fand ich
dort gegen 21:30 Uhr auch einen wirklich wunderschönen Zeltplatz vor.
Leider habe ich erst zu spät - nämlich als das Zelt bereits aufgebaut
war - registriert, daß ich die Nacht neben einem gewaltig tosendem
Wasserfall verbringen werde. Man kann sich die Geräuschkulisse ungefähr
so vorstellen, als ob ein unendlich langer Güterzug zirka 20 Meter
neben dem Zelt entlang fährt. Ich beruhigte mich dann selbst mit dem
Gedanken, daß es die anderen Leute hier auch nicht ruhiger hätten.
Und außerdem soll ein monoton gleichbleibendes Geräusch ja sogar
beruhigend und einschläfernd wirken. Das mitgebrachte Pocket-Radio
mußte ich fast auf volle Lautstärke schalten, um den Wasserfall
wenigstens etwas zu übertönen. Da es mittlerweile schon bis knapp
vor Mitternacht hell blieb, nutzte ich den verbliebenen Tag noch zum Postkarten
schreiben und ging dann schlafen.
Donnerstag, 17. Juli 1997
Bild 10 Nach einer
weiteren Nacht, in der ich nicht gerade königlich geschlafen hatte,
kroch ich gegen 8:30 Uhr ziemlich übermüdet aus dem Zelt. Nachdem
ich dem Wasserfall einen haßerfüllten Blick zugeworfen hatte,
gönnte ich mir eine Dusche, um wenigstens einigermaßen wach
zu werden. Da die Route für heute auch nicht besonders anstrengend
zu sein schien, blickte ich dem Tag mit einigem Optimismus entgegen. Gleich
zu Beginn des Tages stand eine Fährfahrt auf dem Geiranger Fjord auf
dem Programm. Bis zur Abfahrt der Fähre um 10:30 Uhr war es noch eine
gute Stunde. Genug Zeit, um die Kette des Motorrades (wieder einmal) zu
schmieren und einen kleinen Happen zum Frühstück zu mir zu nehmen.
Auf das Fährschiff wartend hatte ich dann das Glück, ein in den
Fjord einfahrendes Passagierschiff zu Gesicht zu bekommen. Es ist ein absolutes
Klangerlebnis, wenn das Signalhorn des Schiffes inmitten des von Bergen
eingekesselten Fjordes ertönt. Das Echo in einer großen Kirche
nimmt sich ziemlich mickrig dagegen aus.
Bild 11 Zu meiner
positiven Verwunderung waren die Kosten für die Fährfahrt über
den Fjord mit 51 NOK ebenfalls wesentlich geringer ausgefallen, als ich
eigentlich erwartet hatte. Die Fahrt auf dem Fjord forderte meiner Fotokamera
wieder einmal einiges ab. In solchen Momenten ärgert man sich, daß
man nur eine winzige Pocket-Kamera mitgenommen hat. Aber für ein größeres
Ding war beim besten Willen absolut kein Platz mehr. Während der 70-minütigen
überfahrt von Geiranger nach Hellesylt bekommt man wieder jede Menge
"Natur pur" geboten. Alle Augenblicke stürzen sich an gewaltigen Felswänden
Wasserfälle in die Tiefe. Obwohl diese Fährfahrt ein ziemlicher
Umweg auf der eigentlichen Route ist, stellt sie ein absolutes Muß
dar. Einzig die Zeit macht mir für diesen Tag mittlerweile etwas Kopfzerbrechen.
In Hellesylt angekommen ist es bereits knapp 12:00 Uhr und ich habe noch
keinen einzigen Kilometer zurückgelegt. Da die Nächte nun aber
ohnehin von Tag zu Tag länger werden, ignoriere ich diese Tatsache
einfach und gehe in Hellesylt zuerst einmal gemütlich einkaufen. Frisch
gestärkt führt mich die Route weiter nach Stranda, wo bereits
die nächste Fährüberfahrt fällig ist. Leider läßt
diese Fähre eine gute halbe Stunde auf sich warten, was meinem Zeitplan
nicht gerade dienlich ist. Nach knapp 20-minütiger Fahrzeit legt das
Fährschiff dann gegen 14:00 Uhr in Liabygda an. Da der halbe Tag bereits
um war und ich erst 30 Kilometer zurückgelegt hatte, faßte ich
den Beschluß, nun etwas zügiger weiterzufahren. Ohne bremsende
Fährüberfahrten gelang dies dann auch recht gut.
Weiter ging es nun in Richtung Trollstigen. Diese Anhöhe, vom Straßenverlauf für Motorradfahrer wie geschaffen, verspricht ebenfalls Naturgenuß pur. über zahlreiche Kehren quält sich die Straße hier den Berg hinauf. Auf halber Strecke überquert die Straße einen gewaltigen Wasserfall. Entlang der Strecke wurden zwar reichlich Hinweisschilder plaziert, welche das Stehenbleiben entlang der Strecke untersagen - angesichts der überwältigenden Eindrücke hält sich jedoch kaum jemand daran. Leid taten mir hier die Bustouristen, welche im Reisebus hocken und dem Tempo des Chauffeurs ausgeliefert sind - kaum Zeit, sich den Eindrücken hinzugeben. An dieser Stelle spare ich mir einfach jede weitere Beschreibung, da kein Superlativ den Eindrücken gerecht werden könnte, und lasse statt dessen Bilder der Landschaft rund um den Trollstigen sprechen:
Links: Hunderte von Touristen errichteter Steinhaufen, wie man sie in Norwegen häufig findet. Rechts: Der tiefblaue Himmel unterstreicht die imposante Landschaft rund um den Trollstigen.
Links: Blick hinunter vom Trollstigen - das weiße Band im Vordergrund ist kein Schnee, sondern ein Fluß. Rechts: Die kehrenreiche Straße hinauf auf den Trollstigen.
Links: Wasserfall am Trollstigen, der direkt unter der Straße
hindurch fließt. Rechts: Wir verlassen den Trollstigen in
Richtung Norden. Sieht doch irgendwie wie ein Fjord ohne Wasser aus, oder?
Bild 18
Mit dem Geiranger Fjord und dem Trollstigen ließ ich gleichzeitig
die imposanteste Landschaft meiner Reise hinter mir. Unbelastet dieser
überwältigenden Eindrücke konnte ich nun endlich weiter
in Richtung Norden fahren. Da der Kilometerzähler an diesem Tag erst
knapp 100 km anzeigte und es bereits nach 15:00 Uhr war, stellte ich mich
bereits auf einen sehr langen Tag ein. über Åndalsnes zurück
auf der E6 ging es dann aber doch schneller voran als ich dachte. Trondheim,
die einzige Großstadt im Umkreis von einigen hundert Kilometern,
wurde lediglich mit einem Kurzbesuch und einem Foto vom hiesigen Dom bedacht.
Auf der kurvenreichen, aber dennoch exzellent ausgebauten E6 führte
mich meine Route über Stjørdal weiter bis nach Steinkjer. Dort
hoffte ich, mein Nachquartier für diese Nacht zu finden. Da die Campingplätze
in dieser Gegend jedoch ziemlich rar gesät waren und die wenigen vorhandenen
nicht ganz meinem Geschmack entsprachen, beschloß ich, weiter als
eigentlich geplant zu fahren. Gegen 23:00 Uhr konnte ich schließlich
in Grong, der einzigen größeren Ortschaft seit langem, meinen
Campingplatz für diese Nacht "identifizieren". Nicht zuletzt wegen
der netten Nachbarn (Landsleuten aus österreich) empfand ich diesen
Zeltplatz als den schönsten - und leider auch teuersten - bisher.
Einzig die Mücken und Gelsen wurden zusehends mehr, je weiter ich
in Richtung Lappland vordrang. Im Gegensatz zu meinem Mückenspray
bot das Zelt jedoch einen ausgezeichneten Schutz gegen diese Quälgeister.
Mittlerweile war ich auch bereits soweit nördlich, daß es nachts
kaum noch dunkel wurde. Nichtsdestotrotz konnte ich in dieser Nacht das
erste mal wirklich gut und lange schlafen.
Freitag, 18. Juli 1997
Bild 19 Da ich die letzten Tage immer länger bis in die Nacht hinein unterwegs war, blieb ich an diesem Tag zunächst einmal bis 9:00 Uhr im Zelt, um mein fehlendes Pensum an Schlaf nachzuholen. Nach dem obligatorischem Ritual des Zeltverstauens ging es gegen 10:00 Uhr auf der E6 weiter in Richtung Norden. Da dieser Tag beinahe komplett auf der E6 verlaufen sollte, plante ich gleich ein weit entferntes Etappenziel, nämlich Narvik, ein. Wer jetzt vielleicht glaubt, daß die E6 eine Art Autobahn Richtung Norden ist, liegt mit dieser Vermutung völlig falsch. Ganz im Gegenteil - was im Süden auch tatsächlich als Autobahn beginnt, mutiert in nördlichen Gefilden in eine Art Landstraße, mit absolut genialen Kurven. Auch die eine oder andere Paßhöhe wird dabei nicht ausgespart. Alles in allem macht es echt Spaß auf der E6 zu fahren, vor allem auch deshalb, weil diese Strecke aufgrund der vorbildlichen Beschilderung absolut ohne Straßenkarte bewältigt werden kann. Ohne nennenswerte Highlights, aber in einer nicht enden wollenden Prachtkulisse (siehe Foto) geht die Fahrt einige hundert Kilometer weit über Mosjøen, Mo i Rana und Fauske bis nach Bognes. Irgendwo auf der Strecke passiert man dann auch noch den nördlichen Polarkreis. Keine Angst, verfehlen kann man den Polarkreis auf gar keinen Fall. Zuerst ist weit und breit absolut nichts, dann tauchen plötzlich Unmengen von Autobussen, Wohnmobilen und Touristen auf (Polarkreis), und dann ist wieder weit und breit absolut nichts.
Links: Das "Infocenter" am touristenverseuchten Polarkreis. Rechts: Genau hier verläuft der Polarkreis (angeblich).
Bild 22 Links: Schafe sind nicht ganz so scheu wie Elche.
Bild 23 Spätestens
in Bognes wird dann jedem nordwärts Reisenden eine Zwangspause auferlegt.
An diesem Punkt wird die E6 nämlich durch eine Fährverbindung
unterbrochen. Da es mein Zeitplan - es war mittlerweile zirka 21:00 Uhr
- zuließ, entschloß ich mich, nicht die direkte Fähre
nach Skarberget zu nehmen, sondern einen kleinen Umweg mit der anderen
Fähre nach Lødingen auf die Inselgruppe der Vesterålen
zu wagen. Wie sich später noch herausstellen sollte, hatte dieser
kleine Umweg aufgrund einer Fehlinterpretation meiner Straßenkarte
das Ausmaß von knapp 100 Kilometer angenommen. Gegen 21:45 Uhr verließ
das Fährschiff dann Bognes (siehe Bilder), um mich zirka eine Stunde
später in Lødingen wieder an Land zu setzen.
Bild 24 Aus irgend
einem mir nicht ersichtlichen Grund wurde es auf einmal jedoch ziemlich
kalt und auch Nebel zog auf. Da es mittlerweile auch schon ziemlich spät
geworden war und ich, entgegen meinem ursprünglichen Plan bei dieser
Kälte nicht unbedingt die Nacht im Zelt verbringen wollte, fuhr ich
auf der E10 weiter in Richtung Narvik. Narvik selbst überraschte mich
durch die für diesen Breitengrad doch sehr beachtliche Größe.
Nach einem kleinen Mitternachtsimbiß machte ich mich dann auf die
Suche nach einem Zeltplatz für die Nacht. Leider ist der Campingplatz
am Stadtrand von Narvik derart häßlich und unattraktiv, daß
ich trotz aufkommender Müdigkeit beschloß, auf der E10 noch
ein kleines Stück weiter - über die Grenze - nach Schweden zu
fahren. Am Rande des Abisko Nationalparks schlug ich gegen 1:00 Uhr mein
Zelt dann in Björkliden auf. Glücklicherweise war ich nun bereits
so weit im Norden, daß in puncto Helligkeit kein Unterschied zwischen
Mittag und Mitternacht mehr wahrzunehmen war.
Samstag, 19. Juli 1997
Bild 25 Gegen
10:00 Uhr brach ich mein Zelt in Björkliden ab. Da ich mit Narvik
den nördlichsten Punkt meiner Route erreicht hatte, ging es von jetzt
an wieder nahezu "senkrecht" in Richtung Süden. Obwohl es von meinem
jetzigen Standpunkt aus nur noch weniger als eine Tagesfahrt bis zum Nordkapp
wäre, beschloß ich dennoch, mir dieses Spektakel nicht zuzumuten.
Denn außer einem Felsen, welcher sich zu allem überfluß
auch meist noch in dichtem Nebel hüllt, gibt es dort wirklich nichts
zu sehen. Und ich kann außerdem ganz gut damit leben, noch nie am
vermeintlich nördlichsten Punkt Europas gewesen zu sein. Das Nordkapp
links liegen lassend ging es also wieder zurück in südlichere
Gefilde, zunächst bis nach Kiruna. Gestärkt durch ein vorzügliches
Mittagessen fuhr ich auf der fast menschenleeren E10 weiter bis nach Töre
am Bottnischen Meerbusen. Mit leerem Tank sollte man diese Strecke jedoch
keinesfalls in Angriff nehmen. Auf einer Distanz von gut 200 Kilometern
begegnet man hier wieder einer Ortschaft noch einer Tankstelle. Wer dennoch
unbedingt seinen leeren Tank auffüllen will, muß mit Umwegen
von bis zu 20 Kilometern bis zur nächsten Tankstelle oder Ortschaft
abseits der E10 rechnen.
Bild 26 Die einzige
Abwechslung auf diesen doch recht langweiligen 300 Kilometern boten lediglich
ein ziemlich heftiger Regenschauer und die zahlreichen Rentiere entlang
der Straße. Wer hofft, in Skandinavien auch den einen oder anderen
Elch zu Gesicht zu bekommen, wird mit ziemlicher Sicherheit aber entäuscht
werden. Klugerweise tendieren Rentiere jedoch nicht dazu, unmotiviert quer
über die Fahrbahn zu galoppieren. In der Regel stehen sie regungslos
am Straßenrand und harren der Dinge. Ohne lange Zwischenstopps verfolgte
ich meine Route auf der E4 weiter in Richtung Finnland. Lediglich eine
ziemlich lange Baustelle kurz vor der Grenze bremste meine an diesem Tag
recht zügige Fahrt. Gegen 16:00 Uhr wurde dann bei Haparanda - wie
bisher üblich, ohne jede Paßkontrolle - die Grenze nach Finnland
passiert.
Im finnischen Tornio angekommen, war zunächst gleich
einmal ein Stopp angesagt, um die Uhr um eine Stunde auf die finnische
Zeit vorzustellen. Da ich an diesem Tag aber absolut gut im Zeitplan lag,
sollte mir diese Stunde nicht wirklich fehlen. Auf der E75 ging es dann
noch über Kemi ein kurzes Stück in Richtung Süden, wo ich
in Kuivaniemi einen herrlichen Campingplatz direkt am Meer fand. Da ich
an diesem Tag endlich einmal relativ früh mein Nachtlager gefunden
hatte, war es mir auch vergönnt, noch freie Hütten - auf Finnisch
heißen die Mökki - vorzufinden. Dem ewigen Zelten überdrüssig,
hab ich dann auch gleich zum Preis von zirka 100 FMK so ein Ding gemietet.
Ausgestattet mit Kühlschrank, Kochplatte und fließendem Wasser
war diese Hütte für meine Zwecke bei weitem überbestückt.
Gegen 23:30 Uhr fiel ich dann todmüde endlich wieder einmal in ein
richtiges Bett.
Sonntag, 20. Juli 1997
Bild 27 Unter
Ausnutzung der urgemütlichen Hütte blieb ich sonntags dann auch
bis nach 10:30 Uhr im Bett liegen. Nach einem vorzüglichen Kuchen,
für den der Campingplatz-Betreiber partout kein Geld nehmen wollte,
brach ich dann knapp vor Mittag auf, um der E75 in Richtung Süden
zu folgen. Entlang unzähliger Seen erreichte ich am frühen Abend
mein nächstes Nachtlager. Noch ganz begeistert von der gestrigen Hüttenübernachtung,
beschloß ich, auch heute unbedingt wieder so eine Hütte zu mieten.
Einige Kilometer südlich von Jyväskylä wurde ich dann auch
fündig. An einem absolut klaren See bezog ich um knapp 150 FMK eine
Vierbett-Hütte, welche ganz idyllisch mitten im Wald gelegen war.
Bild 28 Anders
als in Norwegen, findet man in Finnland so gut wie keine ausländischen
Touristen. Soweit ich es beurteilen konnte, war ich auf diesem Campingplatz
jedenfalls der einzige ausländische Gast. Auch auf den Straßen
befinden sich auf den recht zahlreich anzutreffenden Wohnmobilen ausnahmslos
finnische Kennzeichen. Interessant ist sicher auch die finnische Sprache.
Während man in Norwegen und Schweden noch relativ leicht erraten kann,
was ein Wort bedeutet, scheitert im Finnischen jeglicher Versuch des Erratens
bereits im Ansatz. Wie überall in Skandinavien kommt man aber auch
in Finnland mit Englisch ohne größere Probleme ganz gut über
die Runden. Nach einem ausgiebigen Bad im angrenzenden See, fand ich dann
endlich auch einmal die Zeit, ein mitgebrachtes Buch weiter zu lesen.
Montag, 21. Juli 1997
Bild 29 Offensichtlich
bleibt man in einer Hütte prinzipiell länger im Bett. Auch an
diesem Tag verließ ich den Campingplatz erst gegen 11:00 Uhr. Auf
der E63 begann ich meine heute sehr kurze Etappe in Richtung Tampere. Je
weiter ich Richtung Süden vordringe, desto autobahn-ähnlicher
werden die Straßen auch wieder. Nach dem Mittagessen und einem kurzen
Stopp in Tampere ging es dann weiter zum heutigen Etappenziel, nach Turku.
Während der Fahrt nach Turku hatte ich die meiste Zeit hart damit
zu kämpfen, ein Insekt, das mir unterwegs ins Auge geflogen war, zu
eliminieren. Da ich das große Glück habe, in Turku jemanden
zu kennen, versuchte ich zuerst einmal, besagte Adresse ausfindig zu machen.
Da die gesuchte Straße in der Nähe des Doms von Turku liegt,
war dieses Unterfangen für mich, der sich in Großstädten
sonst so gar nicht zurecht findet, eine lösbare Aufgabe. Da erst 17:00
Uhr, war ich natürlich viel zu früh dran. Keine Menschenseele
war zu Hause. Ausgerüstet mit den nötigen Telefonnummern war
es mir dann aber doch möglich, jemanden zu erreichen.
Dienstag & Mittwoch, 22. & 23. Juli 1997
Auch diese beiden Tage brachte ich dann in Turku zu. Neben einigen Stadtrundgängen und der Besichtigung der Burg von Turku stand unter anderem auch eine Kanufahrt auf dem Programm. Leider endete diese Kanufahrt dank eines heftigen Gewitters im strömenden Regen.
Links: Das bin ich beim Kanufahren. Rechts: Und das
ist mein überaus charmanter Gastgeber Heidi, wo ich die letzten beiden
Tage übernachten durfte. Kiitos!
Nachdem ich schmerzlich aber doch Abschied nehmen mußte,
fuhr ich gegen 20:30 Uhr zum Fährhafen von Turku. Hier verlassen täglich
zwei Fähren den Hafen in Richtung Stockholm. Einmal morgens und einmal
abends. Kurioserweise fahren auf dieser Route zwei Schiffe konkurrierender
Unternehmen zur selben Zeit. Bei der Wahl zwischen Viking Line und Silja
Line, entschied ich mich für eine überfahrt mit der Silja Line.
Der Preis der 10-stündigen überfahrt beträgt inklusive einer
Kabine für ein Motorrad und eine Person etwas mehr als 350 FMK. Mit
geringer Verspätung verließ das Fährschiff dann gegen 22:00
Uhr den Hafen.
Bild 32 Das Schiff
selbst läßt sich nur in Superlativen beschreiben. Das einzige,
das nicht groß und gewaltig an diesem Schiff war, war wohl meine
Kabine. Aber zum Schlafen - und mehr wollte ich ja nicht - reichte sie
allemal. Ein riesig großer Tax Free Shop, diverse Bars, Discos, usw.
auf insgesamt 12 Decks lassen wirklich keine Langeweile aufkommen. Nach
Verlassen des Hafens, steuert das Schiff gekonnt zwischen hunderten von
kleinen und kleinsten Inseln hindurch in Richtung Stockholm. Bei absolut
ruhigem Seegang begebe ich mich gegen 1:00 Uhr in das gemütliche Stockbett
meiner Kabine, wo sogar einige deutsche Fernsehsender empfangen werden
konnten.
Donnerstag, 24. Juli 1997
Schneller als ich dachte erreichte das Fährschiff Donnerstag morgens gegen 8:30 Uhr finnischer Zeit den Hafen von Stockholm. Beim Betreten des Autodecks stellte ich jedenfalls fest, daß es bis auf ein paar Motorräder und Autos bereits vollkommen leer war. Da man als Motorrad am Ende der Fähre aber ohnehin niemanden am Weiterfahren hindert, war keine besondere Eile geboten. Nach dem Verlassen der Fähre nahm ich mir jedenfalls erst einmal die Zeit, um in Ruhe mein Gepäck zu verstauen und mir die Stunde, die ich in Finnland verloren hatte, wieder zurück zu holen - sprich die Uhr um eine Stunde zurück zu stellen.
Ohne besondere Pläne folgte ich dann der E4 in Richtung
Heimat. über Norrköping, Linköping und Jönköping
ging die Route bis nach Helsingborg. Unter Verwendung der beiden Fähren
Helsingborg/Helsingør und Rødbyhavn/Puttgarden durchquerte
ich Dänemark auf der bereits bekannten Route. Kurz nach Hamburg zog
ich dann kurz entschlossen in ein ziemlich teures, aber überaus komfortables
Autobahnmotel ein.
Freitag, 25. Juli 1997
Der letzte Tag versprach nur noch Autobahn Nonstop - bis
nach Hause. Zu allem überfluß begann es dann nach zirka 30 trockenen
Kilometern auch noch ziemlich heftig zu regnen. Und aus irgend einem Grund
hörte dieser Regen dann so gut wie gar nicht mehr auf. Im Klartext:
Von den insgesamt 950 Kilometern an diesem Tag bin ich sicher an die 700
km im strömenden Regen gefahren. Der Regen an sich wäre dabei
gar nicht so lästig. Einzig das Tempo, mit dem die Autos bei Regen
unterwegs sind, zehrte ziemlich an den Nerven. Glücklicherweise besserte
sich das Wetter nach der deutschen Grenze aber doch noch. So konnte ich
wenigstens die letzten 150 Kilometer trockenem Fußes hinter mich
bringen.
Resümee:
Diese Reise verlangt unbedingt nach einer Wiederholung.
Das Wetter war absoluter Wahnsinn, vom Dauerregen am letzten Tag abgesehen.
Das Gerücht, Skandinavien sei so teuer, ist absoluter Schwachsinn.
Einzig der Sprit in Norwegen ist mit knapp 9 NOK schon ziemlich heftig
veranschlagt, speziell wenn man bedenkt, daß Norwegen Unmengen von
Rohöl exportiert. Die Leute sind durchwegs nett und sehr freundlich,
auch in den touristenverseuchten Gebieten. Als Reisezeit kann ich Mitte
Juli nur empfehlen.
Letzte änderung am 25. August 1998.
Schreibt doch einfach mal eine kurze E-Mail an Helmut
Vogler, hvogler@inode.at.
Ich würde mich wirklich sehr über Eure Kommentare
oder Fragen freuen.
Weitere Links:
Fahrradtour Skandinavien 1998 von Helmut Vogler